Vögel und Käfer brauchen Unordnung im Wald

16.5.2016, 14:04 Uhr
Vögel und Käfer brauchen Unordnung im Wald

© Foto: Haderlein

„Durch den Einfluss des Menschen fehlen ganz oft Bäume ab 100 Jahren aufwärts – dabei können Eichen gut 800 Jahre alt werden“, sagt Bernd Söhnlein, Kreisvorsitzender des LBV, „Bestimmte Käfer, Vogelarten oder Pilze verlieren so an Lebensraum.“

Söhnlein und sein LBV-Kollege Armin Wimmelbrücker suchten sich Mitstreiter, um den Lebensraum zu erhalten. Bei der Forstverwaltung Neumarkt und der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt wurden sie fündig.

Spalten für Mopsfledermäuse

Auch Bergs Bürgermeister Helmut Himmler ließ sich nicht lange bitten. Er stellte den Pionieren zwei Gebiete zur Verfügung: Während die rund 2,5 Hektar im Rohrenstädter Bachtal einem kompletten Nutzungsverzicht unterliegen, steht bei den 1,5 Hektar am Dillberg „nur“ der Erhalt von Biotopbäumen im Vordergrund.

Schließlich dienen die Spalten in Eichen, wie sie in der Pilotprojektfläche am Dillberg zu finden sind, beispielsweise der Mopsfledermaus als Sommerquartier. Doch oft werden gerade solche Bäume gefällt und als Brennholz verkauft statt sie den Tieren zu überlassen, weiß Harald Gebhardt von der Forstverwaltung.

Dabei ist „Unordnung im Wald“, wie es manche Spaziergänger gerne bei Bürgermeister Himmler monieren, nicht nur gewollt, sondern auch lebensnotwendig. Umso mehr schmerzt es Stefan Weigl von der Unteren Naturschutzbehörde, dass auch umgestürzte Bäume meist nicht lange liegen bleiben: „Käfer fühlen sich gerade in diesen Bäumen sehr wohl, Pilze zersetzen die Stämme und Dünger für den Waldboden ist das auch noch.“

Bernhard Raschke von der Forstverwaltung versucht, in der Beratung Waldbesitzer zu sensibilisieren: „Dass etwa ein Schwarzspecht in ihrem Baum gewohnt hat, merken einige erst, wenn sie im gefällten Stamm das Loch entdecken – zu spät.“

Finanzielle Anreize

Zusätzlich dazu locken das Bayerische Umweltministerium und die EU im Rahmen des „Vertragsnaturschutzprogrammes Wald“ die 13 000 Waldbesitzer im Landkreis mit finanziellen Anreizen.

Für jeden Nadel- oder Laubbaum der vertraglich zugesichert mindestens 12 Jahre erhalten bleibt, zahlen sie – wie auch beim Pilotprojekt an die Gemeinde Berg – je nach Baumdurchmesser zwischen 125 und 195 Euro. Für den zwölf Jahre währenden Nutzungsverzicht gibt es 1200 bis 2300 Euro pro Hektar.

„Eine echte Alternative zum Verkauf gefällten Holzes, ist das natürlich nicht“, sagt Stefan Weigl von der Naturschutzbehörde, „aber es soll ja nur ein Anreiz sein – jeder bestimmt selbst, wie viel ihm sein ökologisches Bewusstsein wert ist.“

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