Vor 70 Jahren heiratete Alfred Braun den "flotten Feger" Lieselotte

2.4.2018, 13:14 Uhr
Die beiden Neumarkter Alfred und Lieselotte Braun mit ihrem Hochzeitsfoto.

© Foto: André De Geare Die beiden Neumarkter Alfred und Lieselotte Braun mit ihrem Hochzeitsfoto.

Am Karfreitag feierte das Paar, das in Neumarkt lebt, die sogenannte Gnadenhochzeit. Laut Albert Löhner, der im Namen der Stadt gratulierte, ein Jubiläum, das es nur ganz selten in Neumarkt gibt – und dann auch noch bei so guter körperlicher wie geistiger Verfassung beider Jubilare.

Selbst mit 91 Jahren erinnert sich Alfred Braun noch an die ersten Begegnungen mit seiner Lieselotte (90; geborene Polster): Eine tolle Figur habe sie gehabt. Zudem hat die gelernte Kauffrau den Männern in den Express-Werken oft die Lohntüten ausgeteilt. "Da hab ich mich natürlich immer doppelt gefreut", erzählt der gelernte Werkzeugmacher und lächelt verschmitzt.

Nach dem Krieg wurden die Beiden ein Paar, Sohn Alfred junior kündigte sich an und später folgte die Hochzeit. Das war gar nicht so leicht: Zum einen wegen Sohn Alfred, zum anderen weil Alfred senior katholisch und sie evangelisch ist. Zwei No-Gos in der damaligen Zeit. "Bis zum Bischof musste ich gehen, um die Hochzeit genehmigen zu lassen", erinnert sie sich.

1948 läuteten die Hochzeitsglocken. Der Krieg war zwar vorüber, doch Güter waren noch extrem rar und so wurde alles Mögliche getauscht. Gegen ein Bügeleisen und Kaffee konnte Alfred Braun den schwarzen Stoff eintauschen, aus dem eine Nachbarin Lieselottes Brautkleid nähte. Da es auch keine regulären Eheringe zu kaufen gab, ließ das Paar Silbermünzen einschmelzen. Die Ringe gibt es heute noch. Allerdings kam später ein goldener Ring für sie dazu: "Den hat er mir geschenkt, nachträglich als echten Ehering", erzählt sie nicht ganz ohne Stolz.

Sie werde nie vergessen, wie der Verkäufer zu ihr sagte, dass es Unglück bringen würde, einen einzelnen Ehering zu kaufen. "Aber für einen zweiten reichte mein Geld nicht", sagt Alfred Braun und lacht. Jeden Hochzeitstag aufs Neue denkt das Paar seither an den Verkäufer.

Natürlich sei auch in ihrem Leben nicht immer alles eitel Sonnenschein gewesen, "da hat‘s schon mal gescheppert", gesteht er. Wie man 70 Jahre Ehe trotzdem so meistert? "Dafür gibt es kein Rezept. Man muss halt durchhalten. Und wenn man tatsächlich mal ein oder zwei Tage nicht miteinander geredet hat, muss man auch verzeihen können", sagt der 91- Jährige mit Blick auf einen Zettel vor sich.

Die 90-Jährige hat ihn aufgehoben: Darauf stehen die Bezeichnungen der einzelnen Hochzeitsjubiläen. Bei 75 Ehe-Jahren hört die Liste aber auf. Vielleicht sollte sich Lieselotte Braun mal nach einer Fortsetzung umsehen. Ihr Mann hat Bürgermeister Löhner zum 75-Jährigen jedenfalls schon eingeladen.

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