Warme Wohnungen bringen Stadtwerken warmen Geldregen

30.4.2017, 09:37 Uhr
Warme Wohnungen bringen Stadtwerken warmen Geldregen

© Foto: André De Geare

"Wir sind dabei, das Geschäftsfeld auszubauen, das ist ein Bereich, der sich rechnet, da schreiben wir Schwarze Zahlen", sagte Martin Rohrmüller von den Stadtwerken bei einer Tagung des Energieeffizienz-Netzwerkes vor Experten von elf nordbayerischen Gebietskörperschaften im Neumarkter Rathaus.

Das Geschäftsmodell: Die Stadtwerke als hundertprozentiger Eigenbetrieb der Kommune planen, finanzieren, bauen, betreiben und warten Heizungsanlagen für private und öffentliche Vertragspartner. Diese müssen nicht selbst in Hardware investieren, sondern sie bezahlen lediglich für die gelieferte Energie. Zum Einsatz kommt hauptsächlich eine Kombination von Blockheizkraftwerken und Gasbrennwertkesseln, um im Zuge der Kraft-Wärme-Koppelung Wärme für die Wohnungen und Geschäftsräume und zusätzlich Strom zu erzeugen. Die Stadtwerke-Aktivitäten haben eine Vorgeschichte: Die Stadt Neumarkt hat 2012 nach jahrelangen Kontroversen die Pläne für ein großes Biomasseheizkraftwerk aufgegeben. Pläne im Wert von angeblich über einer Million Euro waren über Nacht Makulatur.

Vor den Netzwerk-Experten erinnerte Professor Markus Brautsch vom Institut für Energietechnik der OTH Amberg-Weiden daran, dass die damals halbierte Kapazität des Biomasseheizkraftwerkes von etwa 2,5 Megawatt Leistung "genau richtig" gewesen wäre. Was Brautsch nicht erwähnte: Das Projekt ist 2012 unter anderem deshalb gestorben, weil sich die Stadt Neumarkt und der Landkreis nicht über die Energielieferung fürs Klinikum und das Ämter-Schul-Zentrum einigen konnten.

"Maßgeschneidert"

Warme Wohnungen bringen Stadtwerken warmen Geldregen

© Foto: André De Geare

Professor Brautsch kommentierte aber die Alternativ-Strategie der Stadt Neumarkt: der Ausbau von dezentralen Anlagen der Kraft-Wärme-Koppelung. Dies habe nicht so hohe Investitionen wie für ein rund 30 Kilometer langes Fernwärmenetz ausgelöst und sei "maßgeschneidert" gewesen.

Die Stadtwerke betreiben inzwischen nach Angaben von Martin Rohrmüller 17 Blockheizkraftwerke in Größen ab einem Kilowatt elektrischer Leistung für ein Vier-Familien-Haus bis zu 270 Kilowatt im Schwimmbad. Rund 1500 überwiegend Neumarkter Haushalte werden von den Stadtwerken so versorgt. Im vergangenen Jahr seien rund 15 Millionen Kilowatt/Stunden Wärme und 5,2 Millionen Kilowatt/Stunden Strom erzeugt worden.

Der Stadtwerke-Fachmann nannte beispielhaft mehrere Projekte in Neumarkt, unter anderem das Berufsförderzentrum in der Regensburger Straße, wo in einem 30 Quadratmeter großen Raum eine Kombination aus Gasmotor und Stromgenerator steht und 7,5 Kilowatt elektrische Leistung und 20 Kilowatt Wärmeleistung hervorbringt. 20 Prozent der Wärme kommen aus dem Blockheizkraftwerk, etwa 80 Prozent aus einem Gasbrennwertkessel. Ein Pufferspeicher für das erzeugte Warmwasser macht es möglich, dass das Blockheizkraftwerk über 5000 Stunden im Jahr laufen kann.

Die Stadtwerke speisen den dort erzeugten Strom zu hundert Prozent ins eigene Netz ein — und vermarkten Volt und Ampere besonders gewinnbringend, weil sie dafür keine Netzentgelte an andere Unternehmen bezahlen müssen. Außerdem bietet das Contracting den Stadtwerken die Möglichkeit, große und garantierte Mengen Gas abzusetzen. Rohrmüller nannte eine Gasmenge von zehn Millionen Kubikmetern, die man günstig habe einkaufen können.

Vernetzung möglich

Unter anderem würden große Wohnanlagen per Contracting versorgt: 250 Wohneinheiten im Faberpark und 368 Wohneinheiten in der Dr. Eberle-Straße. Im Neuen Markt sei ein Sechs-Zylinder-MAN-Motor im Blockheizkraftwerk mit einer thermischen Leistung von 3478 Kilowatt verbaut. Die Heizzentrale könne das komplette Einkaufszentrum versorgen — und weitere Objekte im Umfeld des Neuen Marktes. Die Firma Thule werde mit einer Leistung von 1450 Kilowatt bedient.

Auch Zukunftsmusik war bei dem Vortrag im Energieeffizienz-Netzwerk zu hören: Die Vernetzung der Blockheizkraftwerke zur Steuerung des generellen Stromangebotes werde sicher kommen; konkrete Pläne gebe es aber noch nicht. Auch der Zusammenschluss von mehreren Nahwärmenetzen ist laut Martin Rohrmüller denkbar. Auch das geplante Ganzjahresbad — es wird von den Stadtwerken projektiert — könnte mit zwei Blockheizkraftwerken ausgerüstet werden. Ein eventuell entstehendes Nahwärmenetz könne dann auch benachbarte Abnehmer versorgen.

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