Weiße Tauben für den schönsten Tag des Lebens

Kerstin Wolters

Online-Redaktion

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10.8.2017, 21:53 Uhr
Weiße Tauben für den schönsten Tag des Lebens

© Kerstin Wolters

Bei Manfred Nagl geht’s zu wie im - genau - Taubenschlag. Seit 17 Jahren züchtet der 44-Jährige in dem kleinen Ort Möning, einem Gemeindeteil von Freystadt im Landkreis Neumarkt, weiße Brieftauben. Wie viele Tauber und Täuberinnen bei ihm im Schlag sitzen, weiß Nagl nicht so genau: "Um die 100, aber wir zählen sie nicht mehr täglich." Nagls Tauben sind Hochzeitstauben, die Braut und Bräutigam - als Symbol für Frieden und Harmonie - an ihrem schönsten Tag des Lebens in die Luft werfen, oder netter ausgedrückt, fliegen lassen können.


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Wer Nagls Dienste oder vielmehr die seiner Tauben in Anspruch nimmt, zahlt pauschal 150 Euro, sofern die Hochzeit im Raum Nürnberg stattfindet. Meistens werden die Hochzeitstauben von Freunden oder Verwandten der Brautleute gebucht. Mit 18 bis 20 reinweißen Vöglen im Korb reist Nagl dann an. Wer nicht weiß genug ist, darf nicht mit. "Jede Taube, die bei mir im Schlag sitzt, muss auch Leistung bringen und zeigen, dass sie das Zeug hat, gut heim zu fliegen", meint der Gymnasiallehrer. Im Gegenzug bekommt sie gutes Futter mit Erbsen, Mais, Sämereien, Grit und Mineralien.

"Der Ausweis der Taube"

"Absoluter Leckerbissen sind Erdnüsse, die bekommen sie aber nur selten, sonst setzen sie zu sehr an." Nach der Fütterung sind einige Stunden Freiflug angesagt. "Länger dürfen die Tauben aber nicht raus, sie kommen dann nur auf dumme Gedanken", meint Manfred Nagl. Dorthin zurückfinden zu können, wo sie geschlüpft sind oder eingewöhnt wurden, ist eine natürliche Begabung, die die Tauben mitbringen, sobald sie drei Monate alt sind.

Wenn sich eine Taube mal verfliegt, kann man anhand des Ringes feststellen, wo sie herkommt. "Der Ring ist der Ausweis der Taube", erklärt Manfred Nagl, "er wird ihr angepasst, wenn sie sechs oder sieben Tage alt ist. Der geht dann auch nicht mehr runter." Neben dem Namen des Züchters und dessen Telefonnummer steht darauf auch eine Nummer. Das ist quasi der Name der Taube. Wenn Nagl zu seinem neunjährigen Sohn Matthias sagt, ‘bring mal die ‘360’, tut der sich leicht, weil das der zweitgrößte Tauber im Schlag ist. Die ‘25’ aber zu finden ist deutlich schwerer, weil eben alle Tauben weiß sind.

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