Wer bringt Neumarkter Flüchtlinge zum Lachen?

10.10.2015, 05:44 Uhr
Wer bringt Neumarkter Flüchtlinge zum Lachen?

© Wolfgang Fellner

„Wenn Du jemandem etwas gibst, dann mit ganzem Herzen“, sagt Liliane Akiki. Der Spruch klingt geschrieben wie eine Binsenweißheit aus dem Kalenderblatt.

Aber wenn Liliane Akiki ihn sagt, mit energiegeladen funkelnden Augen und einem entwaffnenden Lächeln, dann bekommt er plötzlich eine tiefe Wahrheit.

Das, was Liliane Akiki von Herzen zu geben hat, ist ihr Lachen. Nicht das einer Ulknudel, eines Partykrachers. Es ist das gereifte Lachen einer Frau, die die Tiefen des Lebens durchaus kennt. Liliane Akiki hat den libanesischen Bürgerkrieg hautnah miterlebt. Weiß um die dunklen Flecken, die er zurückgelassen hat.

Die Kraft des Humors hat sie erstmals in ihrem Job als Physiotherapeutin entdeckt. „Da kamen Menschen mit Leiden, mit körperlichen Gebrechen und Schmerzen“, sagt sie. Und das erste, was sie ihnen gab, war ihr spezielles Lachen. Manche waren irritiert, lachten dann aber mit. „Dies war schon mal der erste Schritt zu einer Besserung“, sagt Akiki.

Es sollte nicht lange dauern, bis sie zum Lach-Yoga fand. Eine Entspannungsform, die eine Mischung aus Sich-Gehen-Lassen, Atmung und Bewegung ist. Dadurch sollen Blockaden gelöst und Gefühle frei gesetzt werden. Akiki ließ sich ausbilden — und entdeckte, wozu ihre Begabung nützlich ist.

Mediale Lawine

Sie lachte mit jenen Menschen, die sonst kein Lachen bekommen. Die Menscen in den libanesischen Flüchtlingslagern zum Beispiel.

Und es funktionierte. Menschen lachten, weinten, ließen sich fallen und waren aufgehoben. Eine Presseagentur berichtete über ihre Arbeit — und setzte damit eine mediale Lawine in Gang.

Über Liliane Akiki und ihr Lach-Yoga für Flüchtlinge berichteten Sender in Dubai ebenso wie in Spanien und Tunesien. Sie ist eine weltreisende geworden, lachte mit den Ärmsten der Armen und mit wohlhabenden Mitgliedern des Rotary-Clubs. Von unerwarteten Erfolgen und unsäglichen Reinfällen kann sie beim Redaktionsbesuch in Neumarkt berichten.

Einmal wurde sie eigens teuer eingeflogen, um 40 Minuten lang mit IT-Managern in der Halle eines Luxus-Hotels zu lachen. Die hatten wohl eher ein erstklassiges Entertainment erwartet. Als Liliane Akiki ihre Session startete und zum ausschütteln und langgezogenen „Haaaaaa“ und „Hoooooo“ aufrief, sahen sich die Herren in Nadelstreifen an und verließen die Hotelhalle. Immerhin blieb ein kleines Manager-Häufchen übrig. so richtug lustig war es nicht.

Und so weiß die muntere Frau, die so viel gibt und im Schlaf wieder Energie tankt. auch nicht, was am kommenden Sonntag heraus kommt, wenn mit Flüchtlingen gelacht werden soll.

„Lachen mit Liliane und Alex“ ist das Ereignis überschrieben, das von 11 bis 12 Uhr im Johanneszentrim, Ringstraße 61, statt finden soll. Alex ist der in Neumarkt bekannte Alexander Moser, der Liliane Akiki bei einem Kongress „20 Jahre Lachyoga“ kennengelernt und sie nun nach Neumarkt eingeladen hat.

Willkommen sind die Flüchtlinge ebenso wie die Bürger Neumarkts. „Es ist ein Kennenlernen“, sagt Alexander Moser, „das wieder zum eigentlichen Sinn des Lachens führt: Es harmonisiert uns mit anderen Menschen.“

Ob sich Flüchtlinge dafür gewinnen lassen und ob sie sich auf das Lach-Yoga einlassen können, ist unklar. Fest steht: Liliane wird ihr Lachen schenken — mit ganzem Herzen.

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