Widerstandskämpfer schildert Folterungen

17.7.2011, 09:00 Uhr
Widerstandskämpfer schildert Folterungen

© Edgar Pfrogner

Die Neuntklässler sind überrascht und betroffen: Der 86-jährige Ljubisa Letic steigt vom Podium der Mensa und setzt sich auf den Boden, zieht die Beine an und verschränkt die Arme über den Knien. Der ehemalige Widerstandskämpfer zeigt den Gymnasiasten, wie er in seiner serbischen Heimat nach seiner Verhaftung im Gefängnis gefesselt und gefoltert wurde. Letic gab damals seinen Peinigern die Namen anderer Partisanen nicht preis, kam ins Lager Komarom in Ungarn und schließlich in das damalige Konzentrationslager im ostbayerischen Flossenbürg.

Der Zeitzeugen-Vortrag von Ljubisa Letic gehört zu einer Veranstaltungsreihe, die die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in ganz Ostbayern organisiert. Das Publikum in Neumarkt bildeten etwa 100 Gymnasiasten der 9. Jahrgangsstufe des Ostendorfer. Die Schule baut regelmäßig Besuche der Geschichtsschüler im Dokumentationszentrum in Nürnberg oder in einer KZ-Gedenkstätte in den Unterricht ein.

„Ich möchte, dass das, was ich erlebt habe, sich nie wiederholt, deshalb bin ich hier“, sagte der 86-Jährige in serbischer Sprache, übersetzt von der Weidener Dolmetscherin Danka Bodensteiner. Und Ljubisa Letic berichtete von der Reise nach Flossenbürg im Viehwaggon, von den brutal prügelnden SS-Aufsehern, die die KZ-Häftlinge nackt stundenlang in der Novemberkälte auf dem Appellhof stehen ließen, von der schweren, für viele tödlichen Arbeit im Stollen D des Außenlagers Hersbruck, von der Mangelernährung, dem Bombardement des Lagers bei Kriegsende, dem dreitägigen Todesmarsch der bewachten Häftlinge bis nach Schmidmühlen, wo Einheimische den abgemagerten Gefangenen zu Essen gaben und die US-Armee die KZ-Gefangenen schließlich 1945 befreite.

Geschichtslehrerin Birgit Goth übergab dem Zeitzeugen ein gerahmtes Plakat, auf dem Schüler in mehreren Sprachen Schlüsselbegriffe aufgeschrieben hatten. Ein Slogan: „Kampf gewonnen.“