Wie der Dietfurter Fasching Bayern und China verbindet

7.2.2018, 06:00 Uhr
Wie der Dietfurter Fasching Bayern und China verbindet

© Fotos: Stadt Dietfurt

Neben einem Wehrturm der im 15. Jahrhundert errichteten Stadtmauer steht der Drachenbrunnen, dessen namensgebende Skulptur sich an chinesischen Darstellungen dieser Fabelwesen orientiert, und vor dem historischen Rathaus plätschert im Sommer das Wasser aus dem von dem bekannten Bildhauer Lothar Fischer entworfenen Chinesenbrunnen. Einige Schritte weiter lädt das Drachenbad Kinder zum Planschen ein, vor dem örtlichen Franziskanerkloster beginnt der drei Kilometer lange QiGong-Weg, auf dem sich Einsteiger und Fortgeschrittene in der traditionellen chinesischen Bewegungslehre üben können.

"Urbayerisch mit einer Prise China" heißt es in einem Werbevideo der Stadt, das es auch in einer chinesischen Übersetzung gibt. Sein Image als bajuwarischer Außenposten des Riesenreiches pflegt der im Naturpark Altmühltal gelegene Ort nicht nur am morgigen Unsinnigen Donnerstag, wenn die Dietfurter Innenstadt wieder mal Schauplatz des Chinesenfaschings, eines deutschlandweit einzigartigen Spektakels, wird.

Spitzname war der Auslöser

Aus bescheidenen Anfängen entstand im Laufe der Jahre eine Veranstaltung, die der im "Vierländereck" zwischen Oberpfalz, Mittelfranken, Ober- und Niederbayern gelegenen Kommune nicht nur zu einem Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Faschingsszene, sondern auch zu einer gewissen Berühmtheit im fernen China verholfen hat.

So werden sich unter die mindestens 20.000 Besucher, die der Festzug und die Kaiserzeremonie morgen wohl wieder in die Dietfurter Innenstadt locken wird, mit Sicherheit wieder einige chinesische Besucher mischen. Neben Touristen, die das eigentümliche Brauchtum dieser verrückten Deutschen einmal hautnah miterleben wollen, kommen regelmäßig auch Ehrengäste wie Delegationen der chinesischen Botschaft aus Berlin, des Generalkonsulats sowie des Konfuzius-Instituts aus München in dieses besonders idyllische Eck der Oberpfalz.

Und das nicht nur während der "fünften Jahreszeit", sondern zum Beispiel auch zum Bayrisch-Chinesischen Sommer, der 2010 erstmals über die Bühne ging. Anlässlich der Einweihung der sanierten und teilweise neu gestalteten Dietfurter Innenstadt feierte man gemeinsam, und inzwischen hat sich dieses Festwochenende zu einer ähnlich zugkräftigen Veranstaltung wie der Fasching entwickelt.

"Da ist unsere Partnerstadt Nanjing unter anderem immer wieder mit Schauspiel- und Musikgruppen vertreten", erzählt Dietfurts Tourismuschefin Pia Pritschet. Bayerische Blasmusik trifft dann zum Beispiel auf chinesischen Fächertanz, Volkstanz-Aufführungen auf Kalligrafie-Seminare, und beim Bayrisch-Chinesischen Triathlon wird das traditionelle Sautrogrennen um Drachenrodeo und China-Mobil, eine Wettfahrt mit sogenannten Riesen-Pedalos, ergänzt.

Zen-Meditation im Kloster

Wer Ruhe und Abgeschiedenheit vorzieht, der kann im örtlichen Franziskanerkloster eines der zahlreichen Seminare in Tai-Chi Chuan, Ikebana, Kontemplation, Sakralem Tanz oder Nuad Phaen Boran buchen. Auf der Grundlage christlichen Glaubens und franziskanischer Spiritualität wurde dort bereits im Jahr 1977 ein Zen- Meditationshaus eingeweiht – damals die allererste Einrichtung dieser Art im deutschsprachigen Raum.

In den vergangenen Jahren wurden zudem mehrere Gruppenreisen nach China und Schüleraufenthalte organisiert und in Zusammenarbeit mit dem Konfuzius-Institut Chinesisch-Kurse angeboten. Unter der Regie von Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) haben heimische Gewerbebetriebe erste Kontakte geknüpft, und 2015 wurde ein zusätzlicher Kooperationsvertrag mit Yuhuatai, einem Stadtbezirk der Sechs-Millionen-Metropole Nanjing, geschlossen.

Der nächste Termin nach dem Chinesenfasching lässt nicht lange auf sich warten: Am 16. Februar lädt das örtliche Kulturhaus zu einem Bankett anlässlich des chinesischen Neujahrs ein. Spezialitäten wie frittierte Klebreisbällchen mit süßer Rotbohnenpaste oder gedämpfter Barsch mit Ingwer und Frühlingszwiebel sind wahrscheinlich eine willkommene Abwechslung zu all den Faschingskrapfen während der tollen Tage.

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