Wildkamera blitzte zwei Marihuana-Bauern

28.9.2016, 15:20 Uhr
Marihuana in freier Wildbahn: Die "Landwirte" mussten vor Gericht.

© dpa Marihuana in freier Wildbahn: Die "Landwirte" mussten vor Gericht.

Selbst Staatsanwalt Philip Engl gab zu, dass sie die Latte ganz knapp gerissen hatten. Die später in einem Erlanger Labor ermittelte Menge an THC lag bei 7,54 Gramm. 0,04 Gramm weniger und es wäre nur ein Vergehen gewesen.

Das habe auch an den ermittelnden Polizeibeamten gelegen, wandte Rechtsanwalt Mathias Klose ein. Denn die hatten den Hinweis von Mitarbeitern des Gemeindebauhofs bekommen und die Miniplantage an einem gut geschützten Ort zunächst nicht abgeerntet, sondern eben mit einer geborgten Wildkamera etwa vier Wochen beobachtet. In der Zeit erreichten die Pflanzen eine stattliche Höhe und lieferten rund 250 Gramm als Marihuana brauchbares Kraut.

Dennoch kam die Polizei zunächst nicht weiter, denn die beiden Hobby-Gärtner waren den Beamten der Inspektion Parsberg gänzlich unbekannt. Erst ein Polizeischüler erkannte einen der Burschen. Und der verriet dann auch schnell den Namen seines Kumpels.

Das verursachte offenbar einen tiefen Riss in der Freundschaft der heute 21-Jährigen. Der, der als erster identifiziert werden konnte, ein hoch qualifizierter Techniker, behauptete, er habe nur Freundschaftsdienste geleistet. Sein Spezi, ein Werkzeugmechaniker, habe damals einen Arm in Gips gehabt und er sei deswegen öfter mal mit seinem Auto in den heimlichen Schrebergarten gefahren, um zu gießen, wenn es auf Grund des Wetter notwendig schien. Ansonsten habe er mit der Sache nichts zu tun gehabt, er halte nämlich nichts von Drogen.

Damit wollte ihn der andere nicht davon kommen lassen und sagte vor dem Jugendgericht aus, dass sie beide zusammen die Samen ausgebracht und die Pflänzchen hochgezogen hätten.

Wie sie denn auf die Idee gekommen seien und was sie denn mit dem Gras vorgehabt hätten, wollte Richter Danny Schaller wissen. Das sei einfach eine dumme Idee gewesen, erklärten sie unisono, nur um mal zu sehen, ob es was wird. Keinesfalls hätten sie Marihuana verkaufen wollen, schlimmstenfalls selbst konsumieren. Aber dazu ist es ja nicht mehr gekommen, weil zuvor der Rodungstrupp der Polizei einschritt.

Staatsanwalt Philip Engl hatte ein wenig das Gefühl, die beiden Burschen wollten ihn für dumm verkaufen und reagierte entsprechend sauer.

Zwar sprach er in seinem Plädoyer von zwei jungen Kerlen, die schulisch und beruflich zielstrebig ihren Weg gehen, aber dennoch gewisse Reiferückstände aufwiesen. So hatte sie auch Petra Engster von der Jugendgerichtshilfe laut ihrem schriftlichen Bericht eingeschätzt. Doch dann packte der Staatsanwalt den Hammer aus. Eine Geldauflage von 4000 Euro sollte seiner Ansicht nach dem Täter aufgebrummt werden, der mit der Nennung des Namens seines Freundes zur Aufklärung des Falles beigetragen hatte. Der andere sollte gar 5000 Euro zahlen.

Das fand dessen Verteidiger Mathias Klose maßlos überzogen. Sein Mandant habe eine große Dummheit gemacht, aber dafür sollten 1000 Euro Strafe ausreichen.

Auch Jürgen Mederer, der den zweiten Angeklagten vertrat, stieß sich an der Forderung des Staatsanwalts. Schließlich wäre es ohne seinen Mandanten schwer geworden, den kompletten Sachverhalt aufzudröseln. Ein Monatslohn von 1800 Euro sei Erinnerungsstütze genug.

Die volle Wahrheit?

Richter Danny Schaller zog sich mit seinen beiden Schöffen ein Weilchen zurück, und sein Urteil neigte sich dann doch deutlich in Richtung Verteidigung. Zwar machten die beiden Angeklagten auf ihn durchaus den Eindruck von jungen Männern, die wissen, was sie wollen, und nichts deutet auf regelmäßigen Drogenkonsum hin. Doch er hatte so seine Zweifel, ob die Schlitzohren ihm tatsächlich die volle Wahrheit aufgetischt hatten. Ob der eine nur aus Freundschaft gehandelt hat und der andere wirklich rein gar nichts mit der Drogenszene zu tun hat? Wer weiß. Chatprotokolle nährten das Misstrauen. So verurteilte er den Werkzeugmechaniker zu einer Geldauflage von 2000 Euro an die Diakonie Neumarkt, seinen Partner zu 1500 Euro für den Förderverein Grundschule Pilsach.