Wirtschaftsjunioren Neumarkt hatten Urs Meier zu Gast

29.4.2017, 14:19 Uhr
Wirtschaftsjunioren Neumarkt hatten Urs Meier zu Gast

© Werner Sturm

Mehr als 200 Gäste hatten auf Einladung der Wirtschaftsjunioren aus dem Landkreis Neumarkt den Weg in das Maybach-Museum gefunden: junge Unternehmer und Führungskräfte aus den Juniorenkreisen Neumarkt, Cham, Regensburg, Amberg-Sulzbach, Schwandorf, Kelheim und Nordoberpfalz. Auch Vize-Landrätin Heidi Rackl mischte sich unter die Gäste.

Architekt Johannes Berschneider stellte dem Publikum den modernen Bau des Maybach-Museums ausführlich vor. Lukas Wolte, der Sprecher der Neumarkter Wirtschaftsjunioren, stimmte die erwartungsfrohen Gäste auf den Abend ein: "In unserem digitalen Zeitalter müssen wir oft und unter Druck schnelle Entscheidungen treffen, beruflich und privat. Wie wir das richtig machen, das wird uns heute Urs Meier erzählen." Und mit einem Schuss Humor fügte Wolte an: "Eine richtige Entscheidung haben wir heute schon getroffen, nämlich, dass wir alle hier sind."

Morddrohungen inklusive

Urs Meier strahlt Star-Qualitäten aus. Im dunklen Anzug mit pinker Krawatte, gut gelaunt und braun gebrannt, betrat er die Bühne in der ehemaligen Fabrikationshalle der Express-Werke. Er bedankte sich für den Eingangsapplaus: "So etwas ist man als Schiedsrichter nicht gewohnt." Dass er ein brillanter Redner und haarscharfer Analytiker ist, bewies der ehemalige Fifa-Referee in seinem gut eineinhalbstündigen Vortrag. Verständlich, humorvoll und gekonnt übertrug er seine Botschaften vom grünen Fußballrasen auf das reale Leben. Immer wieder gab es Beifall.

Der Abend war ein echtes Highlight für alle Fußballfans. Denn Meier unterlegte seinen Vortrag mit bewegten Bildern. Dabei ließ er ein ums andere Mal denkwürdige Momente aus vielen unvergesslichen Begegnungen der letzten Jahrzehnte wieder aufleben.

2002 wurde Meier zum zweitbesten Weltschiedsrichter gekürt. Von 1994 bis 2004 pfiff er internationale Begegnungen weltweit. Eines dieser Spiele war die Viertelfinalbegegnung zwischen England und Portugal bei der EM 2004. Damals erkannte er in der 89. Minute einen Treffer des Engländers Sol Campbell wegen eines Fouls am portugiesischen Torhüter nicht an.

Der Ex-Referee ließ das Publikum mit entscheiden und machte deutlich: "60 000 Menschen im Stadion, letzte Spielminute, 180 Puls, da musst du innerhalb einer Sekunde entscheiden, sonst wird es dir schon als Unsicherheit ausgelegt."

Es war eine von rund 300 Entscheidungen, die ein Schiedsrichter laut Meier während eines Spiels zu treffen hat. Und in diesem Fall hatte sie in Großbritannien bei Fans und Medien eine Protestwelle ausgelöst, die in eine Hasskampagne, ja sogar in Morddrohungen gipfelte. "Der Druck den ich und meine Familie damals aushalten mussten, hat mich in weiterem Handeln noch gestärkt", erinnerte Meier. "Als Schiedsrichter musst du eine einmal getroffene Entscheidung durchzusetzen, und das gilt auch für Unternehmer."

Wie man Verantwortung für sich selbst und für andere übernehmen kann, verdeutlichte Meier an Ex-Nationaltorhüter Oliver Kahn im WM- Halbfinale 2002 gegen Südkorea. In diesem Spiel zeigte Meier Michael Ballack eine gelbe Karte, womit der für das Endspiel gesperrt war. Daraufhin rannte Kahn quer über den Platz zu dem auf den Boden liegenden Ballack und schrie ihn an: "Beiß auf die Zähne, reiß dich zusammen und schieß uns ins Finale." Tatsächlich gelang Ballack danach der entscheidende Treffer. Dazu Meier: "Ohne diesen Tritt in den Hintern, wäre das Spiel vielleicht anders ausgegangen."

Teamwork im Geschäftsleben

"Teamgeist, Ehrlichkeit und Durchsetzungswille, alles was sich auf dem Spielfeld bewährt, das ist auch auf das Geschäftsleben übertragbar", stellte Meier fest. Das gelte auch für Teamwork. "Der Schiedsrichter und seine Assistenten sollten möglichst gleicher Meinung sein, wie auch in einem Unternehmen der Chef und seine Mitarbeiter."

Meier gab den Zuhörern Denkanstöße mit auf den Nachhauseweg. "Sie werden an Ihren Entscheidungen gemessen - ob sie diese unter Druck treffen müssen oder nicht", sagte er und meinte: "Kein Entscheid ist auch ein Entscheid. Sie sind nicht nur für das verantwortlich, was sie tun, sondern auch für das, was sie nicht tun."

Auch sei es kein Zeichen von Schwäche, Fehlentscheidungen zuzugeben und zu ihnen zu stehen. Entscheidungen, die man getroffen habe, müssten auch durchgesetzt werden. Ein Chef müsse die Mitarbeiter achten und ihnen zeigen, dass man sie schätzt.

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