Wolfsfährte führt weit zurück in der Zeit

10.2.2017, 20:00 Uhr
Wolfsfährte führt weit zurück in der Zeit

© Fotos: Fellner

Wolfsfährte führt weit zurück in der Zeit

Nun ist es amtlich: Seit Freitag, 15.20 Uhr, führt das bayerische Landesamt für Umwelt auf seiner Homepage den Wolf in Hohenfels als zweiten Nachweis in diesem Jahr in Bayern. Die genetische Analyse der Speichelproben, die am 3. Januar auf dem Truppenübungsplatz im Halsbereich einer gerissenen Hirschkuh genommen wurden, lässt keinen Zweifel daran (wir berichteten).

„Nach den nun vorliegenden Ergebnissen können diese eindeutig einem Wolf aus der zentraleuropäischen Tieflandpopulation zugeordnet werden“, meldet das Landesamt und meint damit die Wolfsreviere in Brandenburg, Sachsen und Westpolen. „Die Qualität der Probe war jedoch für eine Bestimmung des Geschlechts und der Rudelzugehörigkeit nicht ausreichend.“

Der erste Wolf des Jahres wurde am 1. Januar im Landkreis Straubing-Bogen beim Überqueren einer Straße fotografiert. Nicht auszuschließen, dass es der Hohenfelser Hirschjäger war. Denn der Zustand seiner Beute bei deren Auffinden lässt vermuten, dass die Attacke schon Wochen zuvor stattfand. Wölfe können am Tag aber 50 Kilometer und mehr zurücklegen.

Schon im April 2016 trieb sich einer im Nürnberger Land herum, genetisch und fotografisch nachgewiesen. „Bei uns in Bayern sind das meist umherziehende Jungtiere“, sagt Claus Hensold vom Landesamt für Umwelt. Standorttreue Wölfe gebe es in Bayern nur zwei im Bayerischen Wald und wahrscheinlich zwei im Truppenübungsplatz Grafenwöhr.

Die Behörden, Interessenverbände und Nutztierhalter vor Ort wurden bereits informiert. Wie berichtet, sind Jäger und Schäfer alles andere erfreut über die Rückkehr des hundsgroßen Räubers. „Man könnte ihn aber im Wald statt als einen Konkurrenten als Ergänzung sehen“, sagt Josef Guttenberger vom Bund Naturschutz. „Dort, wo es starken Wildverbiss gibt.“

Bisher nur auf Durchreise

Der Vorsitzende der BN-Kreisgruppe rät zur Gelassenheit: Der Wolf befinde sich höchstwahrscheinlich nur auf der Durchreise. „Er sucht die Abgeschiedenheit. Außerhalb des Truppenübungsplatzes ist die Besiedlung zu dicht und in unseren Wäldern gibt es viel Holzeinschlag.“ Im Übungsgelände bei Hohenfels findet er auch keine Ruhe: „Dort üben die Soldaten häufiger und intensiver als in Grafenwöhr.“ Nutztierhalter werden ihn freilich genau beobachten müssen.

Ob und wann Wölfe auch Menschen angreifen, darüber gehen die Meinungen auseinander. Von einem solchen Angriff im 17. Jahrhundert bei Deinschwang berichtet eine Legende, die vom Ursprung der Wallfahrt zur Freiberg-Kapelle erzählt.

Ein Brandmetzger, auf dem Heimweg von einer Hausschlachtung, wurde auf der Anhöhe von einem Wolfsrudel angefallen. Er warf den Tieren den Rucksack zu und erflehte den Beistand der Jungfrau Maria. Die Wölfe begnügten sich mit dem Rucksack – eigentlich kein Wunder, befand sich darin doch die „Knocha“, die Fleischration des Metzgers nach getaner Arbeit. Seither pilgert die Bevölkerung zu der Stelle und ruft die Muttergottes vom Freiberg an.

Kreisheimatpfleger Rudi Bayerl kennt ein Wappen mit einer Wolfsangel auf der Weißmarter-Säule in Weichselstein. Dieses alte Jagdgerät besitzt einen Z-förmigen Widerhaken an einer Kette, der mit einem Fleischköder bestückt wurde. Die Zacken blieben dem Wolf im Halse stecken. Das Seltsame: „Adelsgeschlechter mit diesem Wappen gibt es im Norden, aber nicht bei uns“, sagt Bayerl.

Auch Flurnamen wie Wolfsgrube und Wolfskruppen erinnern heute noch an die Wolfsjagd. Ortsnamen wie Wolfsricht oder Wolfsquiga seien eher auf Sippennamen der frühen Besiedler zurückzuführen, sagt Bayerl. Rätsel geben die Wolfsteiner auf: Sie führen in ihrem Wappen zwei heraldische Leoparden.

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