Wurde Gluck in Weidenwang geboren?

26.1.2015, 11:10 Uhr
Wurde Gluck in Weidenwang geboren?

© Nicolas Damm

Robl kommt zu diesem Schluss nach einer intensiven Auswertung von Kirchenbüchern, „Salschriften“, Katastereinträgen und anderen Dokumenten aus mehreren Archiven. Seine Resultate präsentierte er im Schützenhaus in Weidenwang bei einem kurzweiligen Vortrag der Öffentlichkeit.

Sein Resümee steht im Gegensatz zu den Forschungsergebnissen des ehemaligen Eichstätter Prälaten und Sulzbürger Pfarrers Franz Xaver Buchner, der in seiner Broschüre „Das Neueste über Christof Willibald Ritter von Gluck“ (Oberpfalz -Verlag, Kallmünz, 1915) feststellt, dass Gluck am 2. Juli 1714 in Erasbach geboren und am 4. Juli desselben Jahres in Weidenwang getauft wurde.

Unter den vielen Besuchern aus Weidenwang und wenigen aus Erasbach war der Berchinger Altbürgermeister und Präsident der internationalen Gluckgesellschaft, Rudolf Eineder, der fleißig mitgeschrieben hat.

In seinem unterhaltsamen, mit Anekdoten gespickten Vortrag wies der Landarzt und „Hobbyhistoriker“ Robl dem ehemaligen Gluckforscher Buchner insgesamt 13 Fehleinschätzungen beziehungsweise Falschinterpretationen von historischen Aufzeichnungen nach und deutete die Historie so: Alexander Gluck war Jäger und Förster zugleich, ab 1711 Förster von Weidenwang (damals zum Kloster Seligenporten gehörend) und erst ab 1716 Jäger und kurfürstlicher Förster in Doppelfunktion in Erasbach.

Verkauf verzögerte sich

Laut Robl habe sich, anders als es Buchner darstellt, ein Grundstücksverkauf verzögert, so musste Alexander Gluck bis 1717 einen Pachtzins zahlen. Die Folge: „Der Hausbau in Erasbach hat sich verzögert.“ Die Familie Gluck sei erst 1714 in ihr neues Haus in Erasbach eingezogen.

Als Beweis wertet Werner Robl außerdem einen Auszug aus dem Hofkataster Neumarkt von Jahre 1717, wonach „Gluckh noch nicht erpauet“ habe, also noch nicht steuerpflichtig gewesen sei.

Eine gewisse Rolle spielt bei der Argumentation des Berchinger Arztes auch der „verschollene Taufschein“. Aber es seien Kopien von „verlässlichen Historikern“ gesichtet worden. Die Schlussfolgerung: Gluck wurde am 4. Juli 1714 in Weidenwang geboren und nach schwieriger Geburt am selben Tag getauft.

Der Regierungswechsel am 1. April 1716 bringt Alexander Gluck in eine schwierige Situation. Zum einen werfen ihm die neuen Vorgesetzten, „Holzfrevel“ vor, zum andern die Nonnen des Klosters (Seligenporten) sittenwidriges Verhalten. Alexander Gluck sei ein „Weiberheld“ gewesen. Er sprach vom Försterbartl, einem Sohn der Elisabeth Albert („treu war sie nicht“) und trug auch das Gedicht vom Jäger aus Kurpfalz vor.

In dem Gedicht heißt es in einer der Strophen: „Er schoss Hirsch und Hass . . . er traf ein Mägdelein und das war 18 Jahr“. Die Konsequenz: „Es gab keine Bleibe mehr für die Familie Gluck in Erasbach und auch nicht in Kurbayern.“ Der Abschied der Familie Gluck aus Erasbach erfolgte in den Jahren 1717/1718.

Für Eineder waren die Aussagen von Werner Robl insgesamt schon schlüssig, aber nach seiner Überzeugung nicht zwingend. Als Gegenargumente führt er an, dass sich Gluck 1731 in der Karlsuniversität in Prag als Christophorus Gluckh Palatinus Erspachensis (Pfälzischer Garten Erasbach) einschrieb — und nicht aus Weidenwang, Reichstadt, Oberkreiliitz oder Komotan, den Orten seiner Kindheit.

Nicht alles ändert sich

Der Custor der kuk-Bibliothek Wien, Anton Schmied, ein Kenner der Familie Gluck, habe im Jahr 1854 den Geburtsort Weidenwang und das Geburtsdatum, den 2. Juli 1714 festgehalten und schließlich habe auch ein Professor Gerber im Jahr 1939 diese Forschungsergebnisse bestätigt.

Ein Weidenwanger fand den Vortrag sehr interessant, meinte aber, dass Forschungsergebnisse des Berchinger Arztes nicht die bisherige Geschichtsschreibung abändern würden. Wie Galileo Galilei stellt sich Werner Robl in seiner Schrift „Über die Mythen zum Lebensanfang und -ende des Komponisten Christoph Willibald Gluck“ stur: „Und Gluck wurde doch in Weidenwang geboren.“

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