Zeitzeuge aus dem KZ mitten in Regensburg

29.4.2015, 16:02 Uhr
Zbigniew Kolakowski sprach in Berg mit Schülern.

© Fügl Zbigniew Kolakowski sprach in Berg mit Schülern.

Sie sind Zeitzeugen jener schrecklichen Jahre, welche Deutschland einst erleben musste. Aber: Sie treten nicht auf als Kläger, eher als Mahner. Sie richten nicht und fordern nicht. Sie berichten einzig von Geschehnissen, welche viele heute nicht verstehen, welche das Land einst in den Abgrund eines menschenunwürdigen und menschenverachtenden Zeitraumes stürzten.

Passender Ort zum Erzählen solcher Erinnerungen war die „Schule ohne Rassismus und Schule mit Courage“ in Berg. Aufmerksame, gebannte Zuhörer waren Schüler der 8. und 9. Klasse mit den Lehrkräften Markus Fügl, Konrektor Michael Palmer und Schulleiterin Theresa Altmann.

In der Schulaula erinnerte der 90-Jährige an seine Lebens- und Leidensgeschichte. Ebenso an den täglichen Kampf ums Überleben, an Gefangenschaft und Isolation, Hunger, Todesangst und Verzweiflung. Zbigniew Kolakowski wurde nach dem Warschauer Aufstand im August 1944 von der SS verhaftet und zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Private, auch öffentliche Arbeitgeber forderten unentwegt nach billigen Arbeitskräften. Über das KZ Sachsenhausen kam Kolakowski zum Reichsbahnausbesserungswerk Dresden, nach der Bombardierung der Elbestadt in das KZ Flossenbürg und schließlich in das KZ-Außenlager „Colosseum“ im Regensburger Stadtteil Stadtamhof.

Das „Colosseum“ zählte zu den späteren Gründungen im großen Netz des Lagersystems KZ Flossenbürg. Es spielte dabei vor allem wegen des Standortes der Messerschmitt-Werke, des Hauptbahnhofes und des Donau-Hafens als Umschlagplatz für andere Truppen- und Kriegsgüterstandorte- eine wichtige Rolle. Zbigniew Kolakowski — einer der ganz wenigen Überlebenden aus dem KZ „Colosseum“ — wurde bei seinen Schilderungen von Luise Guthmann von der „Arbeitsgemeinschaft ehemaliges KZ Flossenbürg“ unterstützt.

Sie erzählte aus dessen schrecklicher Biografie, welche schließlich noch mit dem „Todesmarsch“ der KZ-Häftlinge nach Laufen an der Salzach fortgesetzt wurde. Eine wichtige Rolle hatte dabei der 16-jährige Berger Schüler Caminito Gaetano von der Klasse M 8b, welcher — der polnischen Sprache mächtig — als Übersetzer wirkte. Den passenden Schlusssatz nach Beendigung des knapp zweistündigen Dialogs zwischen dem KZ-Kriegsopfer und der noch sehr jungen „Nachkriegs-Generation“ fand zuletzt die Rektorin Theresa Altmann: „Wir dürfen nicht, wir werden nicht und wir wollen nicht vergessen, was da geschehen ist und wozu unser Volk missbraucht worden ist.“

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