Ein "Zug" durch die Drogenkarriere in Neustadt/Aisch
17.10.2017, 19:03 UhrDiese begleitete Pavel Tuma aus Prag, der nach dem Tod eines Freundes durch den "Goldenen Schuss" das Projekt zehn Jahre lang entwickelte, ehe es, getragen von der Stiftung "Neues Tschechien", im April letzten Jahres mit dem gut 150 Meter langen "Anti-Drogen-Zug" auf die Schiene ging. Mit den seitdem gesammelten Erfahrungen des "Revolution Trains" - auch aus den Fragebogen der 3.000 Jugendlichen an den Stationen im westlichen Mittelfranken – will Tuma im nächsten Jahr das weitergehende deutsche Projekt "2.0" starten.
Zum Auftakt in Neustadt lief aktuell die Polizeimeldung über den Nachrichtenticker, dass ein 20-jähriger Autofahrer von Beamten der Inspektion Neustadt mit "drogenkonsumtypischen Ausfallerscheinungen" angetroffen worden sei und der Drogenschnelltest den Konsum von Cannabis ergeben habe. Er habe anlässlich seines Geburtstages einen Joint geraucht, räumte der junge Mann ein, den nun ein Bußgeldverfahren erwartet. Ein Fall aus der täglichen Polizeiarbeit, der nach Aussage des Leiters der Kriminalpolizei Ansbach, Hermann Lennert, deutlich machen sollte, dass der ländliche Raum von der Drogenproblematik mit stetig steigenden Zahlen der Todesopfer nicht ausgenommen, gerade bei der leichter gewordenen Verfügbarkeit die "Suchtprävention aktueller denn je" sei. Dafür seien innovative Ideen nötig, "um die Jugend mitzunehmen und zu begleiten".
Das geschieht in dem Zug mit thematisch aufbereiteten und immer tiefer in den Drogensumpf führenden Waggons – bis hin zur völlig verdreckten Kifferstube – auf sehr eindringliche Weise, jedoch ohne erhobenen Zeigefinger. Dies stellte Landrat Helmut Weiß in Begleitung von Neustadts Bürgermeister Klaus Meier und Vertretern von Polizei, Jugend- und Gesundheitsamt sowie Sponsoren, die diese Mittelfrankentour ermöglichten, bei einem beeindruckenden und zugleich bedrückenden Gang durch Drogenkarrieren mit dramatischen Ausgang – einem Todesopfer sowie schwerbehinderten Kind einer drogensüchtigen Mutter - fest.
Kriminalbeamte als Moderatoren
Eingeladen wurden zu dem multimedial aufbereiteten Suchtpräventionsprojekt siebte bis zehnte Klassen von Gymnasien, Real- und Mittelschulen, Förderzentrum und Berufsschule. Sie wurden von Beamtinnen und Beamten der Kriminalpolizei als Moderatoren im ständigen Dialog mit den Jugendlichen begleitet. Damit wurden sie angeregt, sich interaktiv mit der auch in zwei Filmen dargestellten Suchtproblematik auseinandersetzen. Nach dem 90-minütigen Durchgang zeigten sie sich durchweg "sehr gut informiert", "anschaulich aufgeklärt" und auch überwiegend betroffen. In den Fragebögen dürften sich auch einige Anregungen finden.
Landrat Helmut Weiß hatte die Station des Drogenzuges in Neustadt unterstützt, um den Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit zu bieten, sich mit dem Thema Suchtmittel auseinanderzusetzen: "Wir wollen unsere Kinder und Jugendlichen im Hinblick darauf stärken und schützen". Sein Dank galt allen Sponsoren, die das Projekt möglich machten, an der Spitze die Barmer-Krankenkasse, von der Regionalgeschäftsführer Manfred Lang erklärte, dass das Projekt "im Rahmen unseres Präventionsauftrages" unterstützt werde. Schließlich sei "aufklären besser, als heilen". Er zeigte sich schon gespannt auf das "Projekt 2.0" im nächsten Jahr.
Der Geschäftsführer der Kreisverkehrswacht, Armin Reuter, sah in der Unterstützung des Projektes eine ideale Möglichkeit, Verkehrserziehung und -aufklärung zu betreiben. "Wenn es gelingt, die Jugendlichen für die Thematik Drogen im Straßenverkehr zu sensibilisieren, ist ein großer Schritt in die richtige Richtung getan". Wenn auch nur ein junger Mensch vor einer Drogenkarriere bewahrt werden könne, habe sich das Projekt gelohnt, war es Tenor der Ansprachen am Bahnsteig, an dem die Leuchtanzeige "Nicht einsteigen" genau darauf bezogen werden konnte. Bitte einsteigen hieß es hingegen für die Ehrengäste und Schulklassen in den "Revolution Train", die Revolution in der Suchtprävention.
Thomas Trautner, im Gesundheitsamt für die Suchtprävention zuständig, betonte die sehr viel intensivere Vermittlung der Drogenproblematik in dieser auf die Jugend zugeschnittenen multimedialen Aufbereitung und damit verbundenen vielfältigen Sinneseindrücken, als mit Vorträgen. Mit denen gehe man dennoch gerne in die Schulen, in denen man den Querschnitt der Bevölkerung erreiche. Dabei komme es auf Authentizität an, würden Betroffene mit einbezogen. Wie er, hoffte man auch im Kreis Förderer des "sehr reizvollen Angebotes, die Problematik zu transportieren", dass es nachwirken möge. Bürgermeister Klaus Meier betonte die sehr wertvolle Aufklärungsarbeit und zog eine Parallele zum Buch über die "Kinder vom Bahnhof Zoo". Er wünschte dem Drogenzug im Hinblick auf die Suchtproblematik mit ihren schwerwiegenden Gefahren und Auswirkungen auf die Gesellschaft eine nachhaltigere Wirkung.
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