Emskirchen will keine "Schlafstadt" sein
17.1.2017, 15:06 UhrVon seiner Visite in Emskirchen nahm Bezirkstagspräsident Richard Bartsch wohl beste Eindrücke mit: von einer innovativen Gemeinde mit einem kreativen Bürgermeister. Sowohl bei den kommunalpolitischen Themen wie auch auf dem sozialen Sektor sah Bartsch den Markt an der Aurach zukunftsorientiert aufgestellt.
Begleitet von Bezirksrätin Ingrid Malecha erhielt Bartsch Einblick in eine Wachstumsgemeinde im sich stetig ausdehnenden Speckgürtel des Ballungszentrums. Emskirchen will sich nicht mit dem Status einer "Schlafstadt" zufrieden geben, sondern den rund 6200 Bewohnern eine lebendige Gemeinschaft bieten. "Wir hangeln uns mit Konzepten durch die Jahre" erklärte Bürgermeister Harald Kempe.
Wohnkomplex für Senioren
Angefangen von der Nahversorgung mit Supermärkten wie auch dem intakten Lebensmittelhandwerk, über Kindergärten und Schulen oder die medizinische Versorgung bis hin zu Senioreneinrichtungen spannte der Bürgermeister den Bogen einer gesunden Gemeindestruktur, für die engagiert die Weichen gestellt werden. Wie etwa mit einem von Kempe weiter entwickelten seniorenpolitischen Gesamtkonzept, das vom Sozialministerium ausgezeichnet wurde. Ein Konzept, nicht für die Schublade, sondern mit dem Ergebnis einer Tagespflege sowie einem Seniorenkomplex. Die Hälfte der 24 Wohnungen ist schon vor dem Bau verkauft, außerdem entsteht eine Demenz-Wohngemeinschaft mit zwölf Plätzen in Trägerschaft der Caritas.
Mehr Busverbindungen
Beim Sorgenkind ÖPNV zeichnen sich deutliche Verbesserungen ab: Acht statt bisher drei tägliche Busverbindungen gibt es nach Herzogenaurach, wo die Arbeitsplätze tausender Pendlern liegen. Wenn täglich 7000 Fahrzeuge auf der "Bimberlesstrecke" unterwegs seien, summiere sich das an 200 Arbeitstagen auf 20 Millionen Kilometer mit Schwindel erregendem Benzinverbrauch und CO 2-Ausstoß, argumentierte der Emskirchner Bürgermeister für die nun auch für die Pendler aus Neustadt und weiteren, westlich gelegenen Gemeinden deutlich bessere Bustaktung. Mit der Schiene ist man zufrieden, den Ruf nach einer S-Bahn gibt es nicht.
Bald selbstfahrende Elektroautos?
Mit einem Modell der ÖPNV-Mobilität in den 31 Ortsteilen könnte Emskirchen bundesweit Aufsehen erregen. Die Kommune denkt daran, zehn selbstfahrende Elektroautos anzuschaffen, die von jedem Ort aus mit Knopfdruck an der Haltestelle oder per Handy angefordert werden könnten. Ein Service für knapp die Hälfte der rund 6500 Einwohner, den Präsident Bartsch toll fand.
Das sollte auch für das Flächenmanagement mit Innenortskataster gelten, nach dem rund 60 Baulücken geschlossen werden sollen, was zehn Hektar Land erspart. Kempe ließ wissen, dass man manch einem Hausbesitzer schon lästig werden müsse, um die Verkaufsbereitschaft zu fördern, was die Grundsteuer C auf unbebaute Grundstücke forcieren würde. Ein entsprechender Initiativantrag in der Bürgermeister-Dienstversammlung fand breite Zustimmung, was hoffen lässt, das man "auch in München die Geschichte ernst nimmt", mit der sich der Flächenverbrauch spürbar minimieren ließe.
Heizung mit Bewegungsmeldern
Beispielhaft ging Bürgermeister Harald Kempe auch auf Energiekonzepte etwa bei den Schulen oder beim Anreiz für Haussanierungen sowie der Nahwärmeversorgung von Ortsteilen ein. Er misst der Energieeinsparung Priorität bei. Dafür würden weniger benutzte kommunale Immobilien mit Bewegungsmeldern ausgestattet, die Heizungen nur bei Bedarf eingeschalten. Dass dies bei Gemeinderatsitzungen nichts nutze, merkte Kempe mit verschmitzten Lächeln zu gelegentlich recht kühlen Beratungen an.
Nicht nur im Sektor Energie zeigte er auf, wie sich Eigeninitiative bei der Fortschreibung zu teurer Konzepte auf den Gemeindehaushalt auswirkt. Seit 13, 14 Jahren komme man ohne Schulden aus, habe nicht nur die Verschuldung von acht auf eine Million Euro reduziert, sondern mit sehr gut vorbereiteten Maßnahmen auch Rücklagen bilden können. Die kämen Emskirchen nun beim Umbau des Bahnhofes zu einem Tagescafé mit Bäckerei zugute, in dem auch die Bücherei mit Schreibwaren für täglich 1000 Fahrgäste, darunter viele Schüler Richtung Neustadt oder Fürth, interessant sein sollte. Kläranlagen, schnelles Internet oder Hochwasserschutz waren einige der weiteren Themen.
Effektives Projekt: Kein Hochwasser mehr
An letzterem hatte der Bezirkstagspräsident besonderes Interesse, schließlich hatte er eines der letzten Projekte mit finanzieller Förderung des Bezirks an der Aurach eingeweiht. Die 168.000 Euro seien bestens angelegt, würdigte der Bürgermeister das Bauwerk. Seit der Fertigstellung habe es kein Hochwasser mehr gegeben. Als ökologischer Ausgleich zur Bahnbrücke soll die Aurach durchgängig gemacht werden. Dafür wurden alle Staustufen bewertet und das etwa eine Million Euro teure Projekt in eine Million Ökopunkte umgerechnet.
Nach denen können Maßnahmen von Bewerbern gekauft werden. Ein Muster, nach dem die europäische Wassermaßnahmenrichtlinien fristgerecht erfüllt werden könnten. Wenn es denn gelingt, alle Ämter und Institutionen davon zu überzeugen. Vielleicht mit der Hilfe des Bezirkstagspräsidenten, der Emskirchens Bürgermeister Harald Kempe mit einem Präsent zur Kunst am Bau zu eindrucksvollen Beispielen gratulierte, wie man eine Gemeinde organisiert und finanziert. Von seinem ehemals auch als Querdenker geschätzten Mitarbeiter Jochen Satzinger, nun Geschäftsleitender Beamter in Emskirchen, verabschiedete sich Bartsch mit einem Geschenk.
Weitere Stationen von Präsident Bartsch und Bezirksrätin Ingrid Malecha, Mitglied des Sozialausschusses, waren der "Aurach-Treff" mit 15 Plätzen der von der Caritas betreuten Tagespflege sowie das Unternehmen "Weiler Werkzeugmaschinen" im Ortsteil Mausdorf, dessen Werbung er immer wieder in der Maschinenbauschule Ansbach begegne, so Bartsch. Geschäftsführer Alexander Eisler gab ihm einen Einblick, wo die Maschinen entstehen, an denen in der Fachschule, einer Einrichtung des Bezirks Mittelfranken, gelehrt und gearbeitet wird.
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