Zu wenig Auszubildende: "Wir stehen in der Schusslinie"
29.7.2012, 20:31 UhrDer Obermeister der Schreinerinnung, Werner Eger, und Fachlehrer Thomas Medack stellen dies mit Besorgnis fest. Zum Einen, weil damit den Betrieben der Nachwuchs fehlt und sich der Mangel an Fachkräften gerade in einer Zeit voller Auftragsbücher gravierend bemerkbar macht. Zum Anderen aber auch, weil bei nicht ausreichender Klassenstärke der Sprengel an einer der am besten ausgestatteten Berufsschulen in Nordbayern gefährdet ist.
Eger weiß, wie streng das Kultusministerium auf die Quoten achtet: „Wir stehen da gewaltig in der Schusslinie“. Da hilft es auch nichts, wenn man in dieser schwierigen Situation nicht alleine ist. In Ober- und Unterfranken spitze sich die Lage noch mehr zu, erfolgten bereits Fusionen der Innungen, so der Obermeister, der ein wenig neidisch nach Oberbayern schaut. Dort habe man deutlich weniger Nachwuchsprobleme, die er gegenüber „nn-online“ in der Region als „besorgniserregend“ bezeichnete.
"Arbeit in Hülle und Fülle"
Man habe im Innungsbereich gerade noch drei oder vier Betriebe, die größere Aufträge bewältigen könnten, klagt Eger. Dabei gäbe es „Arbeit in Hülle und Fülle“. Der Innungsobermeister macht die Brisanz am Beispiel einer geplanten Schulsanierung im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim deutlich , bei der mit beschränkter Ausschreibung heimische Unternehmen den Zuschlag erhalten sollten. Bislang seien aber nur zwei Angebote eingegangen, aber mindestens drei nach den Förderrichtlinien nötig.
So hoffen denn nun Innung und Berufsschule, dass es wieder mehr junge Leute werden, die sich für den Schreinerberuf entscheiden. In den Schulen werde permanent für das Handwerk geworben, berichtet Fachlehrer Medack, der ebenso wenig wie Obermeister Eger eine plausible Erklärung dafür hat, warum „der Schreiner nicht so angesagt ist“, wie etwa der Zimmerer oder das KFZ-Handwerk. Am meisten junge Leute „schnappt uns die IHK weg“.
Große Bandbreite an Gesellenstücken
Dabei habe man „wunderbare Lehrstellen“, die eine hochqualifizierte Ausbildung bieten, wie es die Gesellenstücke der neun Absolventen der dreijährigen Ausbildung eindrucksvoll beweisen sollten. Die wurden von den Besuchern in großer Bandbreite von „Medienmöbeln“ - „für große Fernsehgeräte im Trend“ – über ein Telefonschränkchen oder Sideboards sowie kleines Flurmobiliar bewundert. Die Größe des Gesellenstückes sei nicht entscheidend, vielmehr die Idee und deren Ausführung ließ Thomas Medack wissen. Da könne man auch „klein und fein“ punkten. Bei der Kernesche etwa oder dem attraktiven „Ahorn mit Kern“ war die Maserung ebenso ein Blickfang, wie bei dem aktuellen Modeholz „Zebraner“ aus Afrika.
Obermeister Eger baut Kritik vor, dass wieder einmal für einen Trend die Natur ausgebeutet werde. Die Bäume würden eigens für die Möbelproduktion aufgeforstet, das Holz dürfe nur mit strenger Zertifizierung im Ursprungsland eingeführt werden. Auch wenn er selbst heimischen Hölzern den Vorzug gibt, könne man sich Entwicklungen nicht verschließen, machte Eger in angeregten Gesprächen mit Ausstellungsgästen deutlich.
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