NSU-Prozess: Böhnhardts Mutter belastet Zschäpe schwer

20.11.2013, 19:15 Uhr
NSU-Prozess: Böhnhardts Mutter belastet Zschäpe schwer

© dpa

Die Mutter des mutmaßlichen Neonazi-Terroristen Uwe Böhnhardt hat dessen damaliger Freundin Beate Zschäpe im Gerichtssaal für einen Anruf nach dem Tod ihres Sohnes gedankt. Am zweiten Tag ihrer Zeugenaussage in NSU-Prozess erzählte Brigitte Böhnhardt, wie Zschäpe sie anrief, nachdem sich ihre Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt erschossen hatten. „Es ist ihr sicherlich ganz schwer gefallen, die Eltern zu informieren“, sagte Böhnhardt.

Später wandte sie sich direkt an die Hauptangeklagte: „Danke, dass Du's trotzdem gemacht hast.“ Zschäpe schaute die Mutter ihres ehemaligen Freundes aufmerksam an, zeigte aber keine eindeutige Reaktion. Mundlos hatte am 4. November 2011 zunächst Böhnhardt und dann sich selbst erschossen, um der Festnahme zu entgehen. Am nächsten Morgen gegen sieben Uhr habe Zschäpe sie angerufen, erzählte Brigitte Böhnhardt. „Ich bin ihr eigentlich heute noch dankbar dafür, dass wir noch vor der Polizei wussten, was passiert war.“

Zunächst habe sie gedacht, die drei Untergetauchten wollten sich stellen. Dann aber habe Zschäpe gesagt: „Der Uwe kommt nicht mehr.“ Obwohl Brigitte Böhnhardt in ihrer Aussage am Mittwoch sichtlich bemüht war, die Hauptangeklagte positiv darzustellen, könnte ihre Aussage Zschäpe im Prozess schaden: Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos seien „gleichberechtigt“ gewesen. Das könnte die These der Anklage stützen, wonach Zschäpe als gleichberechtigtes Mitglied des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) Mittäterin an allen zehn Morden der Gruppe war.

Als ihr Sohn 1995 oder 1996 Zschäpe als Freundin mit nach Hause brachte, habe sie sich gefreut, sagte Brigitte Böhnhardt. „Ich fand sie auf Anhieb sympathisch, sie war höflich und nett.“ Äußerlich habe nichts an ihr auf eine rechte Gesinnung hingedeutet. Auch bei Familienfeiern sei sie dabei gewesen: „Sie gehörte einfach zur Familie.“

"Ich fühle mit ihnen“

Dabei hatte sich Zschäpe der Anklage zufolge seit 1995 aktiv in der rechten Szene in Jena beteiligt. Die Wahrnehmung der Mutter war eine andere: „Sie war immer freundlich, so dass sie für mich nach wie vor dieses Mädchen bleibt: Uwes erste feste Freundin.“

Erst als sie ausdrücklich darauf angesprochen wurde, äußerte Brigitte Böhnhardt ihr Bedauern gegenüber den Angehörigen: „Ich habe nicht nur Mitleid, ich habe Mitgefühl, und Mitgefühl bedeutet, ich fühle mit ihnen.“ Brigitte Böhnhardt versuchte sichtlich, das Andenken ihres Sohnes so weit wie möglich zu schützen. Seine letzten Worte, die Beate Zschäpe ihm ausgerichtet hatte, wollte sie zunächst nicht verraten.

Erst nach mehrmaligem Nachhaken sagte sie: Zschäpe habe ihr ausgerichtet, Uwe Böhnhardt habe seine Eltern sehr geliebt. Noch immer komme sie nicht damit klar, dass ihr Sohn zehn Menschen ermordet haben soll. „Ich kann mir unmöglich vorstellen, dass er diese Taten begangen haben soll. Es wird vielleicht jede Mutter hier verstehen, dass ich mich an die vage Möglichkeit klammere, dass es vielleicht doch so nicht war.“

Keine Kommentare