NSU-Prozess: Waffen kamen von Unterweltkriminellen

16.2.2016, 15:33 Uhr
NSU-Prozess: Waffen kamen von Unterweltkriminellen

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Unterweltkriminelle sollen die rechtsextreme Szene in Jena in den 90er Jahren nach Aussagen eines Zeugen im Münchner NSU-Prozess mit Waffen versorgt haben. Ein ehemaliges Bandenmitglied sagte am Dienstag, seine Gruppe habe Rechtsradikale bewaffnet, weil man sich von ihnen Unterstützung gegen konkurrierende ausländische Verbrechergruppen versprochen habe. Am Rande der Verhandlung wurde bekannt, dass das Gericht den jüngsten Befangenheitsantrag Zschäpes gegen den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl abgelehnt hat.

Der Zeuge sagte, seine Bande habe nie Probleme gehabt, sich Waffen zu besorgen. Ihm zufolge stammten sie von abziehenden russischen Soldaten nach dem Ende der DDR, von einer Mafia-Gruppe und von Waffenhändlern in der Schweiz, deren Namen er nicht nennen wollte.

Auf die Frage Götzls, ob er Beate Zschäpe oder einen der vier mitangeklagten mutmaßlichen Terrorhelfer kenne, deutete er auf André E. und Ralf Wohlleben. Zschäpe kenne er dagegen nicht.

Die Hauptangeklagte Zschäpe muss sich als mutmaßliche Mittäterin für die zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge verantworten, die die Bundesanwaltschaft dem NSU vorwirft. Als Motiv nimmt die Anklage Rassismus und Fremdenhass an. Wohlleben ist wegen Beihilfe zum Mord angeklagt, weil er die Pistole vom Typ "Ceska" beschafft haben soll, mit der neun der zehn NSU-Morde verübt worden sein sollen. Die "Ceska" ist die einzige NSU-Waffe, deren Herkunft als geklärt gilt.

Anführer der Bande seien Zwillinge aus Jena gewesen. Die Frage des Richters, ob diese die mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gekannt hätten, wollte der Zeuge nicht beantworten, weil er sich bedroht fühle. "Ich habe ein Kind", sagte er und forderte für die weitere Vernehmung einen Anwalt - dieser wurde ihm zugesagt. Der Richter kündigte an, den Zeugen erneut zu laden. Die für Mittwoch geplante Vernehmung der Zwillinge wurde verschoben.