Sensationsfund: Nürnberg 100 Jahre älter als gedacht

11.3.2015, 16:29 Uhr
Bei der Großbaustelle der Industrie- und Handelskammer neben der Sebalduskirche fand man bei Grabungen Tonscherben.

© Roland Fengler Bei der Großbaustelle der Industrie- und Handelskammer neben der Sebalduskirche fand man bei Grabungen Tonscherben.

Bei der Großbaustelle der Industrie- und Handelskammer neben der Sebalduskirche fand man jetzt bei Grabungen Tonscherben, die aus der Zeit um 850 n. Chr. stammen.

"Es sind keine wertvollen Scherben, aber sie sind extrem bedeutend", urteilt Archäologe Jan Weinig, der dort mit seinem Team von der Spezialfirma Pro Arch arbeitet. "Wir kommen jetzt ungefähr in die Zeit nach Kaiser Karl dem Großen", sagt Weinig, "bislang waren Nürnbergs erste Spuren in der Epoche von Kaiser OttoI." Die ältesten Scherben sind unscheinbar: braungelber Ton mit einem schwärzlichen Überzug und einem eingeritzten Wellenband.

Vermutlich ist es ein kleines Teilchen von einem Kochtopf. Etwa zehn Kisten mit archäologisch interessantem Material quer durch die Jahrhunderte wurden bislang gesichert: Darunter auch Reste eines Uhrblatts, das bei der Zerstörung Nürnbergs im Zweiten Weltkrieg verbogen wurde. Die Industrie- und Handelskammer baut auf ihrem Gelände an der Waaggasse in der Altstadtt neu. Historiker hatten damit gerechnet, dass bei den Grabungen in der unmittelbaren Nähe des Hauptmarkts neue Erkenntnisse zu den Anfängen Nürnbergs zu Tage kommen. Doch die jetzigen Funde haben auch die Fachwelt überrascht. Es steht fest, dass lange vor der Burg bereits eine Siedlung in der Pegnitzaue bestanden hat, sagt Stadtarchäologe John Zeitler, vielleicht fünf oder sechs Bauernhöfe am Fuß des Burgbergs.

Diese Scherbe stammt aus dem Jahr 850 nach Christus. Sie ist das älteste Fundstück, das die Besiedlung Nürnbergs dokumentiert.

Diese Scherbe stammt aus dem Jahr 850 nach Christus. Sie ist das älteste Fundstück, das die Besiedlung Nürnbergs dokumentiert. © Roland Fengler

Er schätzt, dass die umfangreichen Grabungen bis Ende 2015 abgeschlossen sind. Dies wünscht sich natürlich auch IHK-Geschäftsführer Markus Lötzsch, der mit seinem Mitarbeitern gern wie geplant 2017 in den Neubau einziehen möchte. Derzeit sind die IHK-Beschäftigten im Loftwerk im Stadtteil Gibitzenhof untergebracht. Im neuen "Haus der Wirtschaft" sind dann etwa 260 Arbeitsplätze vorgesehen.

Für die archäologischen Arbeiten sind etwa 200.000 Euro eingeplant. Ob dies angesichts der neuen Befundlage reicht, muss sich noch zeigen. Lötzsch betont aber, dass die IHK geschichtsbewusst mit den Funden und Erkenntnissen umgehen möchte. Auch an eine besondere Form der Präsentation ist gedacht.

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