13.000 Baustellen empören die Nürnberger

24.11.2014, 05:53 Uhr
13.000 Baustellen empören die Nürnberger

© Farzad Pourziaie

Am Wochenende war es ein Teil der Gibitzenhofstraße, jetzt ist der Allersberger Tunnel komplett gesperrt. Dort wird gerade eine neue LED-Beleuchtung samt Taubenschutz installiert, der Verkehr muss deshalb vier Tage lang weichen. Wer einen Blick auf die städtische Baustellenkarte wirft, findet noch mehr Stolpersteine: In Thon sorgt die Verlängerung der Straßenbahn für Behinderungen, in Fischbach wurde am Kanal gebaut, in Langwasser werden Kabel verlegt. Hinzu kommen der Umbau der Fürther Straße und die Sanierung der Maxbrücke.

Und das sind nur die größeren Maßnahmen, kleinere Beeinträchtigungen listet die Stadt erst gar nicht auf. Das würde wohl auch zu weit führen: Über 13 000 Baustellen gab es in diesem Jahr schon in Nürnberg. Uwe-André Bauer, beim Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) für die Genehmigung der sogenannten Sondernutzungen zuständig, schätzt, dass es bis zum Jahresende fast 14 000 Maßnahmen sein werden, gegenüber 12 600 im Vorjahr.

Natürlich geht es dabei nicht nur um große, öffentliche Projekte, sondern auch um kleinere private Vorhaben. Wann immer der öffentliche Raum etwa für das Aufstellen eines Krans genutzt wird, muss Sör die Arbeiten genehmigen. Weil sie wissen, dass das Thema viel Zündstoff birgt, versuchen Bauer und seine Kollegen, die Baustellen möglichst gut aufeinander abzustimmen. Die Stadt ist dabei in fünf Bezirke (Süd, Nord, Ost, West und Altstadt) eingeteilt, die jeweils ein Mitarbeiter besonders im Blick hat.

Wie verlaufen die Umleitungen, fallen Parkplätze weg, sind die Anlieger erreichbar? All diese Aspekte würden vorab geprüft, betont Bauer. Ist die Stadt oder eine ihrer Töchter der Bauherr, erstellt Sör das erforderliche Verkehrskonzept und informiert die Anwohner. Führen private Firmen die Regie, überprüfen die Beamten die Pläne. Eine Obergrenze für die Zahl der Baustellen gebe es dabei nicht, sagt Bauer. „Aber wir versuchen, das so zu regeln, dass sich die Beeinträchtigungen in Grenzen halten.“

Sorge um Parkplätze

Denn kaum ein Thema sorgt für so viel Zündstoff wie der Straßenverkehr. Robert Kaiser kann ein Lied davon singen. Der 47-Jährige sitzt am Beschwerdetelefon von Sör und muss sich die Klagen anhören. „Sobald irgendwo Baustellenschilder aufgestellt werden, klingelt das Telefon.“ Vor allem die Sorge um die Parkplätze vor der Haustür treibe die Anrufer um, sagt Kaiser. „Ich hätte nie gedacht, dass das so wichtig ist.“

Informationen über Dauer und Anlass der Arbeiten beruhigen die Anwohner meistens schnell. „Manche fürchten nämlich auch, dass sie später zur Kasse gebeten werden.“ Andere beschweren sich, weil sie im Stau stehen, was Kaiser nicht so ganz nachvollziehen kann. Manchmal müsse man eben einfach mehr Zeit einplanen, findet er. Auch Bauer wünscht sich mehr Verständnis. „Wir brauchen Baustellen, wenn wir eine gute Infrastruktur haben wollen.“

Um die Maßnahmen zu koordinieren, werden alle Projekte in einer städtischen Datenbank registriert. Doch das schließt Pannen nicht völlig aus, wie Bauer gesteht. „Manchmal schätzt man die Verkehrsströme falsch ein.“ Gelegentlich müsse dann nachgebessert werden. Für Kritik sorgen auch wiederholte Arbeiten an ein und demselben Straßenstück.

Kritik von der CSU

Die damit verbundenen Behinderungen hätten manch einen Händler fast in den Ruin getrieben, klagt Sebastian Brehm, Fraktionsvorsitzender der CSU. Seine Partei fordert deshalb ein verbessertes Baustellenmanagement und eine frühzeitige Information betroffener Firmen.

Notfalls müssten Betriebe auch entschädigt werden, sagt Brehm und verweist auf ein Lokal, dessen Haupteingang mitten in der Vorweihnachtszeit durch eine Baustelle blockiert war. „Und der Nebeneingang war durch eine Marktbude zugestellt.“ Die Anlieger würden gar nicht oder zu kurzfristig informiert.

Die Stadt hat auf die Klagen bereits reagiert. Im kommenden Jahr soll es einen Koordinator geben, der größere Maßnahmen, an denen mindestens zwei städtische Einrichtungen beteiligt sind, noch besser abstimmt und für eine schnellere Abwicklung sorgt. Auch Bauer verspricht sich davon Entlastung. Ob mehrfaches Aufgraben damit verhindert werden kann? Bauer hat Zweifel daran. Kommunale Stellen stimmten sich jetzt schon ab, „privaten Firmen können wir nichts vorschreiben“.

Leidgeprüfte Anlieger können ab Mitte Dezember auf Entspannung hoffen. Dann ruhen witterungsbedingt zumindest jene Arbeiten, bei denen das Erdreich aufgegraben wird. Auf Sör wartet dann allerdings womöglich der Winterdienst.

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