13. September 1968: Schwimmbäder erlebten Pleite

13.9.2018, 07:13 Uhr
13. September 1968: Schwimmbäder erlebten Pleite

© Launer

 Das Naturgartenbad hat noch nicht einmal die Besucherzahl des Sommers 1954 erreicht, die als größter Tiefpunkt nach dem Kriege verzeichnet steht. Mit den Gästen ist aber auch die klingende Münze ausgeblieben. Das Freibad West übertraf zwar die geschätzten Einnahmen, doch reicht dieser Pluspunkt nicht aus, das Minus des Stadion- und Naturgartenbades auszugleichen.

„Die Bilanz ist miserabel“, klagt Hanns Dürschner, der Leiter des städtischen Badeamtes. Er hätte sie gerne etwas aufgebessert und das Freibad West über den Sonntag hinaus offengehalten (wenigstens von 10 bis 18 statt von 8 bis 19 Uhr), aber die Wettervorhersage für die nahe Zukunft gibt ihm dazu keinen Grund. Die Wassertemperaturen von 17 Grad ermuntern den normalen Schwimmsportfreund ohnehin nicht, noch einmal einen Sprung In die Fluten zu wagen.

Dürschner möchte jedoch keinesfalls, daß seine Bademeister einen Einsamkeitskomplex bekommen, zumal die jüngste Vergangenheit dazu schon angetan genug war. Im Naturgartenbad beispielsweise zeigte sich am 12., 17., 18., 19., 22., 23., 24. Mai und 31. August (zweimal an drei aufeinanderfolgenden Tagen also) nicht ein einziger Gast. Im Stadion blieb das städtische Personal an vier Tagen im Mai, Juni und August, im Freibad West an zwei Tagen im Mai unter sich.

Bei einem Blick in die Zahlenreihe seiner Bücher leuchtet dem Leiter des Badeamtes nur ein einziger Tag entgegen: der 2. Juli, sonderbarerweise ein Dienstag. Da wurden für dieses Jahr alle Rekorde gebrochen, vor allem vom Freibad West, das 10378 Gäste zählte. An den Kassen des Stadionbades bezahlten 7291, des Naturgartenbades 7097 Besucher für Freuden in der Sonne und Im Wasser.

Während die Schwimmstätte in Johannis das Vorjahresergebnis von 8.823 klar übertreffen konnte, reichten die beiden Bäder am Stadtrand an den Rekord von 1967 mit 10.218 (Stadion) und 7.744 (Naturgarten) nicht hin. Immerhin machten sich solche Zahlen den Spalten der Bilanz besser aus als Fehlanzeigen oder – wie im Freibad West dreimal vorgekommen – die schlichte Ziffer 1, die für einen älteren, passionierten Schwimmer steht.

Trotzdem erweist sich die Schwimmanlage in den Pegnitzauen als der große Publikumsmagnet, wenn ihr heuer auch das Wetter gar nicht förderlich sein wollte. Mit 140.000 Gäste in dieser Saison (1967: 225.000) hat sie dem Stadion mit 96.000 Besuchern (1967: 173.000 deutlich den Rang abgelaufen. Hanns Dürschner führt diese Anziehungskraft auf die stadtnahe Lage des Bades zurück, die es berufstätigen Nürnbergern möglich macht, an Werktagen nach Feierabend schnell noch eine Sprung ins Wasser zu tun. Wenig erfreulich fiel dagegen das Ergebnis im Naturgarten aus der mit 60.000 Gästen (1967: 123.000) nicht einmal an den „schlechtesten Badesommer“ 1954 (64.000) herankam.

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