14. Juni 1966: Abschied und Aufbau

14.6.2016, 07:00 Uhr
14. Juni 1966: Abschied und Aufbau

© Gerardi

Um so eiliger hat es der Fußballclub Nürnberg, seine neuen Anlagen am Valznerweiher zu bauen. Schon bis zum Herbst sollen die Sporthalle und das Umkleidehaus fertig sein. Spätestens im Februar 1968 wird der neue Sportpark die große Clubfamilie wieder vereinen.

Der Stadtteil Zerzabelshof aber, in dem jahrzehntelang deutsche Fußballgeschichte geschrieben wurde, erhält ein neues Wahrzeichen: wo früher die Schwimmer und Wasserballer zu Hause waren, entsteht ein 13geschossiges Hochhaus. Im Sportpark Zabo erinnert nur mehr die Tribüne an eine große Vergangenheit. Ansonsten bietet sich dem Besucher ein Bild des Verfalls: auf den Stehrängen wuchert üppig das Unkraut, der einst gehegte und gepflegte Rasen, auf dem ganze Fußballergenerationen Ruhm und Ehre für den Verein und die Vaterstadt erkämpften, gleicht heute einem Dorfanger.

14. Juni 1966: Abschied und Aufbau

© Gerardi

Die mächtigen "Silos" der Eigentums-Parkwohnanlage haben bereits die Nebenplätze "aufgesogen" und reichen bis an die Tribüne heran. Der Koloß aus Stahl und Beton, dessen Bau den damaligen Verantwortlichen des Vereins so manche schlaflose Nacht bereitete, versinkt im Herbst in Schutt und Asche: das Dach wird einstürzen, weil die Pfeiler herausgesprengt werden.

Auf dem Hauptfeld entsteht ein 65 Meter langes, achtgeschossiges Wohnhaus für 75 Parteien. Die Sportgaststätte, in der so viele Pläne vor großen Fußballspielen geschmiedet wurden, macht einem sechsstöckigen Gebäude Platz.

Viele alte "Cluberer" können es einfach nicht glauben, was sich vor ihren Augen abspielt. Jeder Hammerschlag gleicht für sie einem Stich ins Herz.

Wie sehr sie den Zabo als ihre Heimat betrachtet haben, beweist ein Beispiel: ein Mitglied der Tennisabteilung kauft sich eine Eigentumswohnung in einem der neuen Hochhäuser. "Wenn ich da zum Fenster hinunterschaue, habe ich genau den Platz vor mir, auf dem ich einmal den Schläger geschwungen habe", sagt er wehmütig.

Einige sehen in der Aufgabe des Sportparks einen Fluch für den "Club". "Hier haben wir unsere größten Erfolge errungen und hier hätten wir auch bleiben sollen", meinen sie und verweisen auf die nackte Tatsache, daß der "Club" in drei Bundesligajahren nicht an die gute, alte Zeit anzuknüpfen vermochte.

Doch an der Spitze des Vereins steht heute eine neue jüngere Generation. "Unser Sportpark im Zabo platzte aus allen Nähten. Wir mußten uns nach einer neuen Bleibe umschauen" – damit weist die Führungsspitze jeden Vorwurf zurück. Sie hofft, am Valznerweiher ein neues Kapitel aufschlagen zu können, das sich würdig an die großen vergangenen Jahrzehnte reiht.

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