15. Kulturfest: Miteinander statt übereinander reden

29.5.2016, 10:07 Uhr
15. Kulturfest: Miteinander statt übereinander reden

Rund 40 000 Besucher zählte Yavuz Kizmaz vom Dachverband Ditib wieder beim viertägigen Fest in der Südstadt. Am Eröffnungstag dauerte es, bis das Fest in Fahrt kam. Die Ehrengäste, darunter Bürgermeister Christian Vogel und der türkische Generalkonsul Yavuz Kül, brachten bei ihren Reden durchaus unterschiedliche Standpunkte zur aktuellen Lage in der Türkei zum Ausdruck.

Was Vogel „mit Sorge“ nach Ankara blicken lässt, empfindet Kül als „normal“. Beide hoben in ihren Reden aber ein gutes Miteinander in der Region hervor. Etwas aufmerksamer als den Festrednern hörten die Gäste im großen Zelt dem zehnjährigen Koray Doluca zu, der die türkische Nationalhymne sang. „Er singt alle zehn Strophen auswendig“, sagte Mehmet Türen von der Eyüp-Sultan-Moschee. Üblicherweise würden nur zwei gesungen.

Bis zum Nachmittag füllte sich dann das Festgelände. Neben der Musik lag dies sicher auch am kulinarischen Angebot: Die vielen unterschiedlichen Stände in einem von insgesamt drei großen Zelten schickten die Besucher des Kulturfests auf eine kulinarische Reise in die Türkei. Köfte, Döner, Künefe und Baklava gab es, aber auch Pizza und Currywurst mit Pommes – natürlich halal, aus Rindfleisch. Dazu tranken viele türkischen Tee.

„Wenn ich ehrlich bin, schmeckt eigentlich alles“, sagte Donica Dejean, die mit ihrer türkischen Freundin dort war. Für sie ist das Fest ein Erfolg. „Vor allem die schöne nette Art und die Aufgeschlossenheit“ gefallen ihr. Ein Zelt weiter verkauften Händler Schmuck und Kunstgegenstände, darunter handgemachte Perlenketten. Ein Kunsthandwerker töpferte vor Ort Vasen und Schalen. Nebenan konnten sich die Kleinen mit Henna-Farben bemalen oder in osmanischen Gewändern fotografieren lassen. Das Fest war kinderfreundlich, Hüpfburgen und Trampoline wurden von den Jüngsten belagert — und das Wetter spielte den Organisatoren in die Hände.

Rechter Fuß zuerst

Wer ein wenig mehr über das Leben muslimischer Mitbürger erfahren wollte, konnte dies bei den Moschee-Führungen tun, die täglich drei Mal angeboten wurden. Yavuz Kizmaz führte durch das Gotteshaus, das 1992 in einem alten Fabrikgebäude errichtet wurde und laut seiner Aussage die größte Moschee Nordbayerns ist. Vor dem Betreten des Gebetsraums erklärte er, wie man am besten die Schuhe auszieht, und wies darauf hin, dass man den Saal mit dem rechten Fuß betritt und mit dem linken wieder verlässt.

Im Inneren der Moschee, die mit Teppich ausgelegt und mit blau, weiß und türkis bemalten Fliesen geschmückt ist, erzählte das Vorstandsmitglied der Gemeinde von den fünf Säulen des Islam und vom täglichen Leben der Muslime. Ob fünfmaliges Beten am Tag und die anderen Vorschriften nicht schwierig seien im Alltag, wollte eine Besucherin wissen. „Das ist eine Frage der Frömmigkeit“, sagte Kizmaz. „Wir sind alle Menschen, ich verschlafe auch mal das Gebet in der Früh“, gab er zu. Das sei allerdings kein Weltuntergang und man könne ein Gebet auch nachholen.

Für einige Teilnehmer der Moschee-Führung wirkte manches fremd. Doch Yasin Krismeyer, der vor fünf Jahren zum Islam konvertiert ist und gerne zum Freitagsgebet in die Eyüp-Sultan-Moschee kommt, sagte: „Es gibt auch viel Verbindendes zwischen dem Islam und dem Christentum.“ Dies zu erkennen und Brücken zu bauen, ist genau das, worum es bei diesem Kulturfest ging.

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