16. NN-Kunstpreis: Genuss in lockerer Runde

1.8.2008, 00:00 Uhr
16. NN-Kunstpreis: Genuss in lockerer Runde

Der Preis sei eine Traditionsveranstaltung, «die sich immer wieder neu erfinden muss, und eine schöne Mischung aus Jung und Alt». Die rege Beteiligung an diesem Wettbewerb – in diesem Jahr musste die Jury aus der Rekordzahl von 659 Künstlern auswählen – zeige zum einen, dass es mehr solcher Preise geben müsste. Zum anderen werde deutlich, wie wichtig es sei, Kunst aus dem Atelier herauszuholen. Das Verdienst von Verleger Bruno Schnell und dessen ungebrochenes Engagement für die Kunst seien vorbildlich. 480 000 Euro wurden seit 1993 immerhin an Preisgeldern ausgezahlt.

Aus ihren Ateliers heraus und direkt ins Rampenlicht geholt wurden an diesem Abend die neun Preisträger. Um die «Spannung zu erhöhen», bat Rainer Kretschmann, der im Auftrag der Nürnberger Nach-richten die Veranstaltung moderierte, erst die weiteren Preisträger Liz Bayerlein, Philipp Findeisen, Clemens Heinl, Fredder Wanoth und Joseph Stephan Wurmer auf die Bühne. Danach folgten Petra Krischke (3. Platz), Horst Georg Heidolph (2. Platz) und Aja von Loeper (1. Platz).

Zu den zuhörerfreundlich knapp gehaltenen Laudationes wurden die prämierten Werke an die Bühnenwand projiziert. Curt Heigl, Vorsitzender der Jury, gratulierte den Preisträgern mit Urkunden und Blumensträußen für die Damen.

Besondere Zustimmung fand bei den rund 400 Gästen, die im lauschigen Kulturgarten des Künstlerhauses die Verleihung verfolgten, der Sonderpreis des Verlegers, der an die Malerin Ursula Jüngst vergeben wurde. Jubelrufe aus dem Publikum folgten der Künstlerin auf die Bühne.

Ihr Glück richtig fassen konnte die 43-Jährige erst später am Abend. «Jetzt fange ich langsam an zu schweben», sagte sie und folgte dem Strom der Besucher, der nach der Eröffnung zur Ausstellung ins Kunsthaus drängte. «Der Preis wird mich eine Weile tragen», ist sie sich sicher. Auch finanziell: «Jetzt kann ich wieder richtig Farben einkaufen!» Schließlich malt Jüngst ihre farbenprächtigen Bilder am liebsten riesengroß. «Da kann ich mich mit dem ganzen Körper hineinwerfen.»

Während ein Teil der Gäste draußen im Kulturgarten bei Häppchen und Wein den Klängen von Haens’che Weiss und Vali Mayer lauschte, kämpfte der andere Teil in den Ausstellungsräumen mit schweißtreibenden Temperaturen und der Fülle der Werke. Schließlich hän- gen stattliche 110 Arbeiten von 93 Künstlern in den Ausstellungsräumen.

«Dicht in der Qualität», befand Besucher Manfred Altmann die Ausstellung, die von Jahr zu Jahr besser werde. Ehefrau Malvine wollte angesichts der Fülle nicht mit den Juroren tauschen. «Ich bin fasziniert, wie man aus so vielen schönen Werken die Gewinner herausfiltern kann. Ich hätte vielen mein Votum gegeben.» Das «breite Spektrum» der Ausstellung lobte auch Kunsthallen-Chefin Ellen Seifermann. «Hier wird sehr viel abgebildet.»

«Das ist ein wichtiges Forum für uns hier», betonte Bildhauer Clemens Heinl, der an diesem Abend den unverkrampften Kontakt zum Publikum suchte und gerne über seine zwei überlebensgroßen Holzfiguren sprach. «Der eine ist ein Selbstporträt, aber von vor 20 Jahren», scherzte der Künstler. Seine Figuren hätten einmal eine Putzfrau fast zu Tode erschreckt.

Auch Aja von Loeper, Trägerin des ersten Preises, gab den Besuchern geduldig Einzelführungen, bei denen sie ihre spezielle Arbeitstechnik erläuterte. Mit einem selbstgeschnitzten Holzstift fährt sie solange über das Papier, bis es sich nach oben wellt. «Das ist körperlich richtig anstrengend!» Um so mehr freute sie sich über die Anerkennung. «Diese Auszeichnung ist für mich die höchste, die es gibt.»

Zeit, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, hat die zierliche Frau aber nicht. Quasi zeitgleich eröffnet nämlich eine Einzelausstellung mit ihren Arbeiten im Dürer-Haus. Stress pur, aber der Preis beflügelt: «Ich arbeite zwar durch, aber ich habe das schöne Gefühl: jetzt geht es richtig los bei mir!».

Ähnlich geht es Newcomerin Petra Krischke, die mit Familie und Freunden an einem der Stehtische mit einem Gläschen Wein auf ihren 3. Platz anstieß. «Als der Anruf kam, ist mir fast das Herz stehen geblieben», erinnert sie sich. Jetzt hier dabei zu sein, sei eine tolle Chance. Noch glücklicher war in dieser lauen Sommernacht vielleicht nur Philipp Findeisen: Der brachte sein großes Gemälde gleich an den Mann und verriet, sich selbst am 8.8.08 «an die Frau zu bringen». Tatsächlich jede Menge «frischer Perspektiven für die Zukunft» an diesem Abend also, wie es in der Begrüßungsrede von Moderator Kretschmann zum NN-Kunstpreis eingangs hieß.

In lockerer Runde wurden außerdem gesehen der Staatsminister im Auswärtigen Amt Günter Gloser (SPD), Bundestagsabgeordnete Renate Blank (CSU), Ehrenbürger Oscar Schneider, Kulturreferentin Julia Lehner, Diet Sayler, ehemaliger Professor an der Akademie der Bildenden Künste, Maler Toni Burghart, Angelika Nollert, Chefin des Neuen Museums, Künstlerin Brigitta Heyduck, Hans-Peter Miksch, Leiter der Kunstgalerie Fürth, Künstlerin und Stadträtin Ruth Zadek (SPD) und zahlreiche weitere Stadträte und Künstler und Kunstförderer aus der Region.

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