17. August 1967: Moderne Antenne hilft

17.8.2017, 07:19 Uhr
17. August 1967: Moderne Antenne hilft

© Ulrich

Die 35 Meter breite und 2,80 Meter hohe Konstruktion ist die moderne neue Antenne des Landekurs-Senders, der sich in einem benachbarten rot-weiß karierten Häuschen befindet. Der amerikanische Typ - bisher ist er noch auf keinem anderen Platz in der Bundesrepublik zu finden - bietet gegenüber der bisherigen Ausführung den Vorteil größerer Wirksamkeit, weil der überwiegende Teil der Wellen scharf gebündelt in Anflugrichtung innerhalb eines Winkels von plus/minus zehn Grad zur Startbahn-Mittellinie ausgestrahlt wird.

Die Bundesanstalt für Flugsicherung trägt mit dieser neuen Einrichtung dazu bei, daß der Nürnberger Flughafen bis etwa 1970 die "Betriebsstufe II" erreicht, die Landungen unter wesentlich schlechteren Wetterbedingungen erlaubt. Für den Landeanflug der Maschinen steht das Instrumenten-Lande-System (ILS) zur Verfügung, das aus Landekurs-Sender, Gleitweg-Sender sowie einem Voreinflugzeichen-Sender bei Behringersdorf und einem Haupteinflugzeichen-Sender bei Buchenbühl besteht, wobei die beiden ersten eine Reichweite von 15 nautischen Meilen - rund 27 Kilometer - bei einer Flughöhe von 600 Metern besitzen.

17. August 1967: Moderne Antenne hilft

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Der Gleitweg-Sender strahlt Dezimeter-Wellen aus, die eine unter 2,9 Grad ansteigenden "schräge Ebene" zur Horizontalen bilden. Die ultrakurzen Wellen des Landekurs-Senders stellen eine vertikale Ebene über der verlängerten Anfluggrundlinie dar. Auf der Schnittlinie beider Ebenen wird der Flugzeugführer mit Hilfe der ILS-Bordeinrichtungen zur Landebahn geführt, ohne daß er zunächst vom Boden etwas zu sehen braucht.

"Mit der alten Antenne hat es in der letzten Zeit Störungen gegeben", erklärt Oberregierungsbaurat Horst Lietzmann, der Leiter der Flugsicherungsstelle Nürnberg. "Für die Störungen, die uns den größten Kummer bereitet haben, war zweifellos die neue Flugzeughalle verantwortlich", ergänzt dessen "rechte Hand", der technische Regierungsamtmann Friedrich Schwarzhuber. Die Flugsicherung entschloß sich deshalb, das Übel an der Wurzel zu packen.

Sie installierte vor etwa zwei Monaten die neue Antenne, wegen ihrer Gestalt V-Ring-Antenne genannt, für den Landekurs-Sender. Sie strahlt den Hauptanteil ihrer Energie innerhalb eines Winkels von plus/minus zehn Grad zur Startbahn-Mittellinie aus. Seither bereiten Reflexionen durch größere Gebäude wie die Flugzeughalle oder durch Geländehindernisse wie die Waldkulisse im Norden kein Kopfzerbrechen mehr. Die ILS-Anlage arbeitete daraufhin wieder störungsfrei.

Das störungsfreie Arbeiten aller notwendigen Landeeinrichtungen, zu denen die ILS-Anlage gehört, ist notwendig, um in wenigen Jahren Schlechtwetterlandungen unter noch ungünstigeren Witterungsverhältnissen durchführen zu können. Die Ausrüstung des Nürnberger Flughafens erlaubt in der jetzigen "Betriebsstufe I" - wie derzeit bei allen deutschen Plätzen - die Landung, wenn die Schrägsicht für den Piloten mindestens 800 Meter beträgt und die Wolkengrenze bei 60 Metern liegt.

In dem Maße in dem der Flughafen den Ansprüchen - mehr Hindernisfreiheit und verbesserte Ausrüstung mit Landehilfen - genügen kann, können auch die Mindestwerte für Sicht und Wolkenuntergrenze weiter herabgesetzt werden, bis eines Tages das große Ziel erreicht ist: die vollautomatische Landung bei jedem Wetter.

Der Aufbau der V-Ring-Antenne bedeutet sozusagen einen Meilenstein für diesen Weg, den drei Partner bauen müssen: die Bundesanstalt für Flugsicherung, der Wetterdienst und die Flughafengesellschaft, die im kommenden Jahr die Startbahn um 400 Meter verlängern, die Befeuerungsanlagen erweitern sowie Hindernisse beseitigen will. Der Wetterdienst wird Einrichtungen zum Messen der Wolkenuntergrenze und der Horizontalsicht beisteuern.

Alle Beteiligten sind zuversichtlich, daß bis 1970 zumindest die "Betriebsstufe II" - das heißt Landungen bei 400 Meter Schrägsicht und 30 Meter Wolkenuntergrenze - Wirklichkeit geworden ist.

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