1800 Absagen: Nürnberger Hortplätze reichen nicht aus

24.3.2019, 06:00 Uhr
Die Hortplätze in Nürnberg decken bei weitem nicht den Bedarf - rund 1800 Absagen wurden von der Stadt verschickt.

© dpa Die Hortplätze in Nürnberg decken bei weitem nicht den Bedarf - rund 1800 Absagen wurden von der Stadt verschickt.

Insgesamt gingen laut Jugendamt 3615 Anträge ein, 1804 freie Plätze waren zu vergeben. Damit ist die Situation ähnlich wie im Vorjahr, als sich 3400 Familien um gut 1500 Plätze bewarben. Allerdings sind in diesen Zahlen noch die Mehrfachanmeldungen enthalten, wie die Stadt betont. Die Kommune geht deshalb davon aus, dass hinter den 3600 Anträgen, "vorsichtig geschätzt", nur 2700 Familien stehen.

Eltern, die zunächst leer ausgingen, tröstet das jedoch wenig. Er sei verzweifelt, sagt Daniel Nottebrock aus Johannis, dessen sechsjähriger Sohn im Herbst in die Schule kommt. Auch seine Frau ist voll berufstätig, die Familie sei dringend auf einen Betreuungsplatz angewiesen. "Wie sollen wir sonst als Fachkräfte weiterhin arbeiten können?" Die Familie hofft jetzt auf einen Platz in der Mittagsbetreuung, aber auch dort ist der Andrang groß. Zudem sei die Betreuungsdauer für die Bedürfnisse der Familie zu kurz. "Aber man nimmt jeden Strohhalm", sagt der 44-Jährige, der sich zudem mehr Transparenz bei der Platzvergabe wünschen würde. "Eigentlich erfüllen wir alle Kriterien und müssten ganz oben auf der Liste stehen."


Online-Portal für Kita-Plätze startet in Nürnberg


Erst im vergangenen Jahr hatte die Stadt das System der Platzvergabe geändert und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen höheren Stellenwert eingeräumt. So wird neben der Berufstätigkeit der Eltern die Dauer der Betreuung berücksichtigt, zudem kommen Geschwisterkinder bevorzugt um Zug. Dennoch gingen offenbar viele Familien, in denen beide Eltern berufstätig sind, wieder leer aus. Das Verfahren sei immer noch sehr intransparent, findet Nottebrock, der lediglich eine kurze Absage erhalten hat. "Wir wissen noch nicht mal, auf welchem Platz der Warteliste wir stehen."

Die Enttäuschung ist groß

Auch in anderen Familien ist die Enttäuschung groß. Sie sei dringend auf eine Betreuung angewiesen, sagt Kathrin Linz-Dinchel, die sich neben ihrem 30-Stunden-Job auch noch um eine pflegebedürftige Angehörige kümmert. Sie sei nicht bereit, erneut ihr berufliches Engagement zugunsten der Familienarbeit zu reduzieren, sagt die Nürnbergerin. "Ich mag meine Arbeit und ich bin zu alt, um die aktuellen Karrieremöglichkeiten entspannt vorüberstreichen zu lassen." Ihr Mann sei beruflich stark eingespannt, die Mittagsbetreuung reiche nicht aus. Doch in den beiden städtischen Horten in der Grünewaldstraße (Gärten hinter der Veste) ging das Paar leer aus, dort hatten sich 96 Familien um 36 freie Plätze beworben.

Extrem angespannt ist die Lage offenbar auch in Worzeldorf und anderen Stadtteilen im Nürnberger Süden. Dort haben die Elternbeiräte einen Brandbrief an die Stadt verfasst und auf die kritische Situation bei der Hortplatzversorgung der künftigen Erstklässler hingewiesen. Die CSU-Fraktion hat deshalb einen Dringlichkeitsantrag im Stadtrat gestellt, pikanterweise im Namen von Schulbürgermeister Klemens Gsell. Die Partei fordert einen Ausbau der Mittagsbetreuung und Transporte in die Horte angrenzender Stadtteile oder in die Zentralhorte. Das Jugendamt wiederum verweist auf die Mehrfachanmeldungen und geht davon aus, dass, wenn die 150 Plätze in den Zentralhorten vergeben wurden, "nur" noch rund 750 Familien zu versorgen sind. Davon reiche vielen die Mittagsbetreuung aus.


Familien warten auf Betreuungsplätze: Zuversicht in Nürnberg


Bis zum Sommer sei zudem immer noch sehr viel Bewegung zu erwarten, "zahlreiche Familien von den Wartelisten werden nachrücken". Er verstehe die Sorge der Eltern, die im ersten Schritt keine Zusage erhalten haben, so Sozialreferent Reiner Prölß. "Haben Sie bitte etwas Geduld, denn ich gehe davon aus, dass wir auch dieses Jahr noch viele Situationen im Sinne der Eltern und Kinder auflösen und möglichst alle Kinder versorgen können."

5 Kommentare