2. August 1965: Erste Ernte fiel aus

2.8.2015, 07:00 Uhr
2. August 1965: Erste Ernte fiel aus

© Hans Kammler

Schuld an dieser für den Hochsommer außergewöhnlichen Nachfrage sind Regen, Wind und kühle Temperaturen, die das Wachstum aufhielten und auch jetzt noch erheblich verzögern. So können die Bauern im Knoblauchsland auf vielen Flächen, die sie sonst dreimal bebauen, heuer nur zweimal ernten.

Hans Link aus Buch, der Vorsitzende des Gemüse-Erzeugerverbandes im Nürnberger Norden, schilderte uns, wie sich das nasse und kühle Wetter für den Erzeuger auswirkt. Jahrzehntelang war es die Sorge der Bauern, wie sie Wasser auf ihre sandigen Felder bekommen konnten. Ausgerechnet in dem Jahr, in dem mit der Flurbereinigung auch die Beregnungsanlagen fertiggestellt wurden, bescherte der Himmel Feuchtigkeit im Überfluß. Etwa ein Drittel der Anbaufläche war so naß, daß es viel später als sonst, zum Teil erst im Juni erstmals bestellt werden konnte. Die erste Ernte – Rettiche, Salat und Frühgemüse – war dadurch ausgefallen.

Der Westwind bläst

Nach dem großen Regen in der Pfingstzeit hofften die Bauern auf Sonnenschein und Wärme. Von wenigen Tagen abgesehen, blieb es aber kühl. Seit Tagen bläst dazu noch ein böiger Westwind über die Felder. Er trocknet die Oberfläche des Bodens aus und hemmt das Wachstum.

2. August 1965: Erste Ernte fiel aus

© Hans Kammler

In Normaljahren ernten die Gemüsezüchter im Knoblauchsland Ende Juni Frühkartoffeln. In diesem Jahr kamen die Kartoffeln drei Wochen später auf den Markt. Salat braucht unter normalen Voraussetzungen etwa fünf Wochen, bis er geerntet werden kann. In diesem Jahr rechnet man mit sieben Wochen. Bei Blumenkohl muß man ein Wachstum von zehn bis zwölf statt sieben Wochen ansetzen.

Bohnen lassen sich Zeit

Von einer Salat, Gurken- oder Bohnenschwemme, auf die klug rechnende Hausfrauen warten, kann 1965 keine Rede sein. Am trostlosesten sieht es bei den Gurken aus. Sie blühen kaum und setzen auch nicht an. Hans Link meinte, die Freilandgurken-Ernte müsse abgeschrieben werden. Die Stangenbohnen, die im August auf den Markt kommen sollten, winden sich noch wachsend um die Stangen und lassen sich dabei viel, viel Zeit.

Ein Normaljahr mit Schwemmen sei ihm lieber, versicherte Hans Link, auch dann, wenn das eine oder andere billig verkauft werden müsse. Schließlich möchten die Bauern auch in diesem Sommer noch Endivie, Wirsing und Spätgemüse für den Herbst setzen. Wenn das Wetter nicht besser wird, ist es zweifelhaft, ob die späten Pflanzen gedeihen.

In anderen Gemüseanbaugebieten, etwa in der Kitzinger Gegend oder in der Pfalz, ja sogar in Oberitalien, ist die Situation kaum anders. Und so ist es nicht verwunderlich, daß die Gemüsepreise – den Hoffnungen aller Frauen zum Trotz – einfach nicht fallen wollen.

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