20. Januar 1965: Gold für´s „Herbertla“

20.1.2015, 07:00 Uhr
20. Januar 1965: Gold für´s „Herbertla“

© Gerardi

Nürnbergs Komiker-As Herbert Hisel ist Plattenmillionär. Jou werkli. Auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, wurde dem bekannten Humoristen gestern die zweite Goldene Schallplatte überreicht. Das ist vorerst der Gipfel in der Karriere des früheren Maschinenbautechnikers, der sich nun einer Million verkaufter Platten aus seinem gesammelten witzigen Werk rühmen darf. Der 37jährige Star hat dennoch nur den einen Wunsch: „Ich möchte der Herbert Hisel bleiben, der aus dem Volk kommt, vom Volk abhängig ist und beim Volk bleibt. Jou werkli!“

Der Clou mit der Zugspitze

Mit dem Gläsernen Zug und später der Zugspitzbahn fuhr gestern früh eine Gesellschaft von Gratulanten, darunter Oberbürgermeister Dr. Urschlechter, hinauf zum 2650 Meter hohen Schneefernerhaus, um den Erfolg des „Goldkinds“ zu feiern. Den Clou mit der Zugspitze hatte man sich wegen des reizvollen Wortspiels vom höchsten deutschen Berg und der höchsten deutschen Auflage einer Sprechschallplatte ausgedacht. In allen Reden wurde Hisel, der vor Jahren einmal ganz klein in der Bütte mit seinen Scherzen begonnen hatte, als ein Markenartikel des trockenen, ursprünglichen fränkischen Humors gefeiert.

Eine kleine Sensation

Den Verkaufserfolg von Hisel´s Platten bezeichnete Tempo-Chef Oscar Meißner als eine „Sensation“. Der „populärste deutsche Komiker“ durfte sich Ausschnitte aus seinen eigenen Schlagern anhören, ehe ihm Meißner die zweite Goldene Schallplatte innerhalb eines knappen Jahres aushändigte. Zu diesem ideellen kam noch ein materielles Wertstück in Form eines goldenen Zigarettenetuis, das Hisel zu dem Kommentar verleitete: „Dou trau i mir gor nix neitou.“ Angesichts des schmalen Stadtsäckels konnte der Oberbürgermeister, der Oberbayern in einem Trachtenanzug huldigte, nicht mit Gold, dafür aber wenigstens mit einem handgetriebenen Kupferteller für den Sohn seiner Stadt aufwarten. „Wir freuen uns über Deinen Erfolg und darüber, daß Du die Nürnberger Eigenart in Deinem Humor nicht verloren hast“, meinte Urschlechter. Er hoffe, auch dabei zu sein, wenn die zehnte Goldene Schallplatte verliehen werde; ein entsprechend höherer Berg in Europa werde sich dann schon noch finden lassen.

Eigentlich bloß die Wahrheit . . .

Für den Nürnberger Trichter, in dem Hisel als Präsident des Elferrats das Narrenszepter schwingt, gratulierte Vizepräsident Rolf Sperl mit einem Frühlingsstrauße samt vielen bunten Schleifen. Das rote Band, so erklärte er, verkörpere die Stadtratsmehrheit, gelb symbolisiere den Konkurrenzneid, grün die Hoffnung all jener, die es noch auf keine Million gebracht haben, weiß die Unschuld von Hisels Frau und blau die Treue des Trichters. Während draußen ein Schneegestöber niederging, regnete es im Saale Ehren über Ehren für das „Herbertla“. Er selbst sagte bescheiden dazu: „Es is eigentlich blouß die Wahrheit, wos ich sag!“ Und diese Wahrheit verbreitet er auf acht Platten mit Titeln wie „Die Ast im Hause“, „Der Stammtischbruder“, „Der Mopedfahrer“ und „Jahrgang 22“. Gerade die Geschichte vom alten Soldaten, der wieder zur Bundeswehr einrücken muß, hat dem Komiker das Prädikat „Marschall des Humors“ eingebracht. Er ist heute im ganzen Land für seine geflügelten Worte bekannt. Wo immer er sich gestern blicken ließ, wurde er mit „jou werkli“ begrüßt.

Die Familie feierte mit

Solche Beliebtheit bringt auch klingende Münze, wie der Bürgermeister von Pullach, dem Sitz der Plattenfabrik, zu erzählen wußte. „Humor macht sich bezahlt, das spüren wir“, sagte Josef Seidl. „Machens´ nur so weiter, dann machens´ uns alle a Freid!“ Freude und Vergnügen über den bekannten Papa empfindet vor allem auch seine Familie, die das große Fest – angefangen bei Frau Irmgard bis zur kleinen Uschi – voller Stolz miterlebte. Der Hisel ist eben zu einem Begriff in der ganzen Bundesrepublik geworden. Jou werkli.

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