20 Mal über die Fleischbrücke für zwei Sekunden "Tatort"

29.8.2014, 16:35 Uhr
Klappe und Action: Der dritte Drehtag des Frankentatorts in der Nürnberger Innenstadt.

© Eduard Weigert Klappe und Action: Der dritte Drehtag des Frankentatorts in der Nürnberger Innenstadt.

Eigentlich sollte es um 7 Uhr losgehen. Am Abend vorher kam jedoch noch einmal eine Email. Der Drehbeginn verschob sich auf 10.15 Uhr. Drei Outfits sollte Voss mitbringen. Also hatte der 28-Jährige eine Sporttasche voller Kleidung dabei. "Wir sollten zum Sebalder Platz kommen", sagt Voss. Dort traf er auf rund 25 andere Komparsen. "Die waren komplett gemischt, jung und alt."

Beim Casting in Nürnberg war der Student für eine Komparsenrolle ausgewählt worden. Die Aufregung war groß. Aber auch die Vorfreude. "Dass in meiner Heimatstadt ein Tatort gedreht wird, finde ich toll." Nun durfte er am dritten Drehtag selbst dabei sein.

Als Komparse beim Frankentatort: Michael Voss.

Als Komparse beim Frankentatort: Michael Voss. © Katharina Tontsch

Mit einer Frau sollte Voss über die Fleischbrücke schlendern. "Wir haben so getan, als wären wir gut befreundet und uns unterhalten." Eine Schauspielerin kam ihm dabei entgegen. Gesprochen wurde bei dieser Szene nicht. "Deshalb konnten wir auch laut miteinander reden", sagt Voss.

Sogenannte Blocker haben den Abschnitt der Brücke extra für die Dreharbeiten freigehalten. "Ich war überrascht, wie viele Schaulustige dabei standen." Einmal ist auch eine Frau aus Versehen durch die Absperrung gekommen und durchs Bild gelaufen. "Da mussten wir alles noch einmal machen. Das war echt anstrengend."

Überhaupt war Voss beeindruckt, wie oft eine Szene, in der nicht einmal geredet wird, wiederholt werden musste und wie viel Drehmaterial dabei herauskam. Zuerst gab es drei Versuche zur Probe. Dann fiel die Klappe und der Regisseur sagte "und Bitte". "Insgesamt sind wir bestimmt 20-mal über die Brücke gelaufen." Dabei war der Weg von den Regisseuren genau vorgegeben. "Die hatten alle Headsets und haben ständig geguckt, ob die Kameraperspektiven stimmen."

Durch den Trubel mitten in der Altstadt war es sehr laut, das Kommando der Regisseure schwer zu verstehen. "Am Anfang war es dehalb ziemlich chaotisch, weil wir nie genau wussten, wann wir loslaufen sollen." Doch mit der Zeit hatten Voss und seine Komparsen-Kollegin den Dreh raus. "In den Wartezeiten haben wir uns immer Geschichten überlegt, die wir uns beim Gehen erzählen können." So ging auch nie der Gesprächsstoff aus.

In einer anderen Szene war Voss ebenfalls ein Passant - aber in einem anderen Outfit. "Das ist anscheinend üblich, dass man mehrere Rollen spielt. Ich muss beim nächsten Tatort mal darauf achten, ob die Statisten da auch mehrmals vorkommen." Wieder lief er auf die Kamera zu, diesmal als Gegenpart zu einer Schauspielerin. "Da hat es sehr lange gedauert, bis alle Kameraeinstellungen gestimmt haben."

Vor den langen Wartezeiten bei und zwischen den Drehs haben die Regisseure ihre Komparsen gewarnt. "Deshalb hat mich das nicht so gestört", sagt Voss. Schade fand er aber, dass die Kommissare an seinem Drehtag nicht vor Ort waren. Auf die hatter er sich vorher sehr gefreut.

Trotzdem hat sich der Tag für Voss gelohnt. "Ich hoffe, die Szenen, in denen ich zu sehen bin, werden nicht völlig rausgeschnitten", sagt er. Das Ergebnis bekommen auch die Komparsen erst am Tag der Ausstrahlung präsentiert. "Dann möchte ich ein paar Freunde einladen und mit ihnen den Franken-Tatort schauen. Und natürlich sehen, wie ich einmal durchs Bild laufe."

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