21. Januar 1969: Luftbrücke genau nach Plan

21.1.2019, 07:00 Uhr
21. Januar 1969: Luftbrücke genau nach Plan

© Kammler

Nachdem pünktlich um 9.02 Uhr mit der ersten Maschine vom Typ C 141 „Star-lifter“ die Vorhut angekommen und von der Generalität begrüßt worden war, ging es am Nachmittag Schlag auf Schlag. Ein Düsengigant nach dem anderen setzte auf der 2.700 Meter langen Piste auf, rollte vor die Lufthansa-Halle und wurde mit laufenden Triebwerken entladen, um anschließend sofort wieder in den nebelverhangenen Himmel aufzusteigen. Soldaten und Gepäck wurden auf Lastwagen zum Ostbahnhof gebracht; wo die Züge nach Grafenwöhr bereitstanden.

Auf der Straße gab es allerdings Verzögerungen, denn die Schaulustigen kamen in solchen Scharen, daß alle Parkplätze besetzt waren und auf den Zufahrtswegen Autoschlangen entstanden. „8.000 bis 10.000 Zuschauer“, schätzte die Flughafendirektion. Kein Wunder, daß die Polizei alle Hände voll zu tun hatte, um Herr der Lage zu bleiben.

Die Ehrengäste hatten sich kaum bereitgestellt, als nach achteinhalbstündigem Nonstopflug von der Ostküste der USA die erste der mächtigen Transportmaschinen eintraf. 48 Sanitäter betraten fränkischen Boden, angeführt von zwei Offizieren: Hauptmann Robert R. Furmann meldete um 9.15 Uhr seine Einheit, während das Bundeswehr-Musikkorps den „Fridericus-Rex"-Marsch intonierte.

„Sie schliefen während des Fluges“

Außerdem war Major Callie Carson dabei, die als Oberschwester des V. Chirurgischen Hospitals in Fort Knox (Kentucky) an der Luftbrücke ,,Reforger I" – übrigens eine Zusammenziehung von „Redeployment of Forces from Germany“ – „Rückführung von früher in Deutschland stationierten Truppen“ – als einzige Frau teilnahm und sich im Manöver um den Gesundheitszustand ihrer Soldaten kümmert. In Stahlhelm und Kampfuniform beantwortete sie die Frage nach dem Befinden der Männer: „Großartig. Ich habe ihnen Beruhigungstabletten gegeben. Sie schliefen während des Fluges alle.“

Am Nachmittag ging es dagegen nicht mehr so feierlich zu. Die Abstände, in denen die Flugzeuge landeten, waren oft geringer als die einkalkulierte halbe Stunde. So mußte das Bodenpersonal im Akkord arbeiten, mußten die Soldaten im Eilschritt über das Vorfeld zu den Lastwagen, die in Kolonnen zu je sieben mit einem Polizeifahrzeug vorneweg über den „Schleichweg“ Bierweg, Schaf-hof-, Eichendorff-, Erlenstegen- und Äußere Sulzbacher Straße zum Ostbahnhof fuhren, wo der erste Zug um 16.07 abdampfte.

Während die Piloten trotz der schlechten Sicht eine „Bilderbuchlandung“ nach der anderen hinlegten, verzögerte sich zuweilen der Transport auf der Straße. Zum einen, weil einige Karambolagen zwischen Militär- und Zivilfahrzeugen zu verzeichnen waren, die jedoch alle mit Sachschaden abgingen. Zum anderen, weil am frühen Nachmittag eine wahre Völkerwanderung nach dem Flughafen einsetzte. Sogar in den verschneiten Nebenwegen des Knoblauchlandes stellten die Neugierigen ihre Fahrzeuge ab. Sie drängten sich im Restaurant und standen in Dreierreihen auf dem offiziellen Zuschauerplatz. Erst als die Dämmerung hereinbrach, machten sie sich wieder auf den Heimweg.

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