21. September 1966: Nürnberger Kreuz - ein altes Eisen

21.9.2016, 07:00 Uhr
21. September 1966: Nürnberger Kreuz - ein altes Eisen

© Kammler

Diese überraschende Mitteilung machte gestern ein Vertreter des Autobahnamtes Nürnberg, als Bundesverkehrsminister Dr. Christoph Seebohm während seiner Reise zu neuen und geplanten Autobahnstrecken am Nürnberger Kreuz haltmachte und sich die Situation erklären ließ.

21. September 1966: Nürnberger Kreuz - ein altes Eisen

© Kammler

Das Nürnberger Kreuz, gebaut nach der Kleeblattmethode, wie sie schon vor dem 2. Weltkrieg geplant wurde, erlebt damit das gleiche Schicksal wie das Frankfurter Autobahnkreuz: beide müssen durch neue, zusätzliche Strecken, die in weiten Kurven am eigentlichen Kleeblatt vorbeilaufen, entlastet werden.

Noch wesentliche Verschärfung

Beim Kreuz der Nürnberger Autobahnen hat vor allem die Strecke, die von Frankfurt kommt, diese neue Planung erzwungen. In der Hauptreisezeit fuhren aus Richtung Frankfurt fast 10.000 Fahrzeuge pro Stunde auf das Kreuz zu. Obwohl diese Fahrzeugströme das eigentliche Kleeblatt gar nicht benutzen, sondern durch eine Tangentenzufahrt, die an dem einen Blatt des Kreuzes vorbeiführt, in die Strecke Berlin-München eingeflochten wurden, ergaben sich Stauungen von mehreren Kilometern Länge. Die Statistiker rechneten aus, daß diese Staukilometer mit jedem neuen Jahr um mehrere Kilometer länger werden, gemessen an der Zunahme der Kraftfahrzeugzahl.

Wenn die Autobahnstrecken nach Amberg-West und Regensburg befahrbar sind, dann wird sich die Lage am Nürnberger Kreuz noch wesentlich verschärfen. Denn: ein Kleeblatt kann in der Stunde höchstens 6.000 Fahrzeuge verkraften, sobald es mehr werden, hört der flüssige Verkehr auf. Zumal die Fahrbahnen, die ins Kleeblatt hineinführen, nur mit höchstens 50 Kilometer in der Stunde – wenn die Fahrbahndecke trocken ist – befahren werden können.

Kleeblattstrecken werden "überfahren"

Aus diesem Grunde sollen zunächst die Strecke Frankfurt-München und umgekehrt und die Strecke München-Regensburg neue Fahrbahnen erhalten, die mit „Überwerfungsbauwerken“ versehen werden. Auf ihnen werden die alten Kleeblattstrecken, die vorerst weiterbestehen, "überfahren".

Die Strecke, die von Frankfurt kommt und sich später mit der Münchner Linie trifft, geht schon weit vor dem eigentlichen Kreuz nach rechts, in Richtung Süden, weg. In einer weiten Kurve, die praktisch keine Geschwindigkeitsverminderung erfordert, schwingt sie vom Kleeblatt fort. Ähnlich, nur mit kleinerem Kurvenradius, ist es bei der neuen "Umgehungsstrecke" nach dem Altdorfer Kreuz.

Aus den Karten, welche das Autobahnamt Nürnberg zur optischen Darstellung der geplanten Strecken aufgehangen hatte, ging deutlich hervor, daß künftig bei der Einflechtung nicht mehr der Verkehr aus Richtung Berlin nach München Vorrang hat, sondern der Verkehrsfluß aus Richtung Frankfurt nach München.

Das neue Nürnberger Kreuz mit seinen "Ablegern" wird nach den Voraussagen des Autobahnamtes Nürnberg 1967 in der Planung fertig. Frühestens 1968 kann mit dem Bau begonnen werden. Befahrbar wird es 1970 sein. Die Kosten werden nach dem gegenwärtigen Stand des Geldwertes mit 18–20 Millionen DM veranschlagt.

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