22. Juni 1966: Sperren an allen Ecken und Enden

22.6.2016, 07:00 Uhr
22. Juni 1966: Sperren an allen Ecken und Enden

© Eißner

Die vorletzte Stufe des Plärrer-Ausbaues hat dennoch nicht zu dem befürchteten Stau geführt; Selbst in den kritischen Zeiten am Nachmittag blieb der Fahrzeugstrom flüssig. Allerdings stehen den Autofahrern in diesem Jahr noch harte Geduldsproben bevor: das Buddeln hat vorerst kein Ende.
Die südliche Fahrbahn des Frauentorgrabens wird – wie bereits berichtet – auf einer Länge von 215 Metern verbreitert und erhält vor der Kreuzung Zeltnerstraße eine Rechtsabbiege-Spur. Die Straßenbahner nutzten die gute Gelegenheit, vor dem Kulturverein eine Gleisweiche zu erneuern. Es wird damit gerechnet, daß alle Arbeiten etwa zwölf Wochen dauern.

Gut eingeführter Umweg

22. Juni 1966: Sperren an allen Ecken und Enden

© Eißner

In dieser Zeit muß sich der Verkehr durch die Sand- und Weidenkellerstraße winden, die nur einbahnig befahren werden können. Der Umweg hat sich recht gut eingeführt, denn zu keiner Stunde kam die Schlange von Wagen gestern länger ins Stocken als auf dem Ring selbst. Die Umleitung hat auch ihr Gutes, denn an der Kreuzung Zeltner-/Sandstraße ist die lange geforderte Ampelanlage geschaffen worden, die auch erhalten bleibt, wenn der Verkehr wieder in normalen Bahnen fließt.

Auf die Männer im Verkehrsaufsichtsamt mit Karl Huber an der Spitze stürmt in diesen Tagen ebenso viel Neues ein wie auf die Autofahrer. Beider machen die stadtnahen Baustellen gleichermaßen zu schaffen, denn es erweist sich hier als besonders schwierig, neue Strecken auszuknobeln. Bis Ende Mai waren bei der Behörde schon 1994 Straßensperren, Aufgrabungen und Bauzäune gemeldet, die in irgendeiner Form den Verkehr beeinträchtigen.

Die Zahl der Straßensperren lag um 50 höher als zur gleichen Zeit des Jahres 1965 (143). Wieviel es dabei zu bedenken gibt, zeigten gestern die Anrufe von 25 Geschäftsleuten beim Verkehrsaufsichtsamt, die angesicht des geschlossenen Frauentorgrabens schlimme finanzielle Folgen befürchteten.

Kopfzerbrechen am Marientunnel

Trotzdem hat der Marientunnel bisher das größte Kopfzerbrechen bereitet, weil dort die Gleisarbeiten mit dem Ausbau der Bahnhof- und Regensburger Straße zusammenfallen. Nur ein schmaler Pfad von sechs Metern konnte für die Autos auf dem Weg stadtauswärts freigehalten werden. In den Gegenrichtungen muß der Fahrzeugstrom durch den Dürrenhof- oder Allersberger Tunnel gelenkt werden. „Wir hoffen zuversichtlich, daß der Marientunnel in 14 Tagen wieder einigermaßen frei ist“, sagt Karl Huber und prophezeit gleichzeitig, daß sich in der Bahnhofstraße in den nächsten drei Wochen allerhand tun wird.

Aber nicht nur in der Nachbarschaft der alten Stadtmauern wird gegraben und gebuddelt, auch weiter draußen bleiben den Autofahrern Umwege nicht erspart. Noch viele Wochen wird die Wölckernstraße ausfallen, weil dort fast nur nachts an den Gleisen gearbeitet werden kann; darüber hinaus müssen Rohre und Kabel verlegt werden, weil schmälere Gehsteige vorgesehen sind. „Das aber ist die Hauptarbeit . . .“

Ehe sich das Jahr zu Ende neigt, wird die Stadtgrenze Nürnberg-Fürth in beiden Fahrtrichtungen gesperrt – der empfindlichste Schnitt im Verkehrsnetz seit langem. Als neue Verbindung nach Fürth soll die Schnellstraße angeboten werden, die schon einmal als Umleitung herhalten mußte. Das andere Schnellstraßenstück bis zur Jansenbrücke wird vermutlich frühzeitig „eingeweiht“, denn es soll den Verkehr von Fürth nach Nürnberg aufnehmen. „Bei der Enge in Leyh bietet sich gar kein anderer Weg an“, meint Karl Huber. Alles deutet darauf hin, daß viele Straßen in Nürnberg noch lange den Anschein erwecken: gesperrt in alle Ewigkeit.

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