22. November 1968: Ein goldener Fischzug

22.11.2018, 07:00 Uhr
22. November 1968: Ein goldener Fischzug

© Launer

Mit seltener Kaltschnäuzigkeit sind die Täter an ihr nächtliches Werk gegangen: obwohl die Außenfront des Warenhauses von Reklame fast taghell erleuchtet ist, kletterten die Burschen auf das Vordach, schlugen einige Fenster ein und stiegen in den ersten Stock. Bei dem raffinierten Coup haben sich die Einbrecher viel Zeit gelassen: in der Juwelierabteilung rafften sie die Beute nicht wahllos zusammen, sondern nahmen nur die wertvollsten Stücke mit. Obwohl die Kriminalpolizei sofort eine Großfahndung nach den Tätern eingeleitet hat, konnte sie noch keinen entscheidenden Hinweis in dem dreisten Fall gewinnen.

„Die Kerle müssen sich gut ausgekannt haben“, urteilten die Beamten, die kaum nennenswerte Fingerabdrücke am Tatort finden konnten. Der Weg, den die Diebe sich ausgedacht hatten, war risikoreich: vermutlich zwei Einbrecher hangelten sich an einer Verkehrsampel hoch, von der sie mühelos auf das Vordach des Kaufhauses gelangten.

Die Täter hatten großes Glück, denn bei ihrem „Spaziergang“ wurden sie nicht beobachtet. Selbst Nachbarn hörten das Klirren nicht, als die Schmuckdiebe die Fensterscheiben demolierten. Von diesem Zeitpunkt an durften sich die Täter in Sicherheit wiegen, denn von der Straße aus konnten sie nicht gesehen werden. Dieses Gefühl nutzten sie auch weidlich aus: die Diebe zertrümmerten die vier Vitrinen in der Juwelierabteilung.

Als Kaufhausangestellte gegen sieben Uhr früh den Einbruch entdeckten, schlugen sie die Hände über dem Kopf zusammen: der Fußboden war mit Glasscherben übersät, in den Auslagen herrschte ein heilloses Durcheinander und die Schaukästenwände waren auseinandergerissen.

Eine Inventur des Warenbestandes ergab, daß die Täter Schmuck für etwa 75.000 Mark erbeutet haben. Ihr Hauptaugenmerk richteten sie auf goldene Damen- und Herrenarmbänder, wertvolle Manschettenknöpfe und Brillant-Krawatten-Nadeln sowie teure Uhren. Billigen Modeschmuck, der ebenfalls in den Vitrinen eingeschlossen war, ließen die Diebe unberührt. Ein Kriminalbeamter: „Das sind Experten gewesen.“ An die ganz teuren Waren kamen die raffinierten Einbrecher allerdings nicht heran, denn diese Stücke lagen im Tresor auf Nummer Sicher. Ein Kaufhausangestellter: „Verschwunden sind Einzelstücke in der Preisklasse zwischen 400 und 500 Mark.“

Nach anderen Waren und Gegenständen haben die Täter offenbar nicht gesucht, denn aus den übrigen Abteilungen ist nichts gestohlen worden. Bevor die Einbrecher unerkannt verschwanden, wollte einer von ihnen auf drastische Art zeigen,wie er über den gelungenen Goldcoup denkt: er unternahm einen Ausflug in den dritten Stock und verrichtete dort sein „Geschäft“.

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