23. Juli 1967: Ja zum sozialen Wohnungsbau

23.7.2017, 07:00 Uhr
23. Juli 1967: Ja zum sozialen Wohnungsbau

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Er kündigte in einer Sitzung des Stadtrates an, daß für den zweiten Investitions-Haushalt der Bundesregierung ein Programm für den Bau von 100.000 Wohnungen vorgesehen sei. „Dabei muß etwas Entscheidendes für den Althausbesitz getan werden“, meinte der Minister , der in den nächsten vier Jahren je 200 Millionen Mark bereitstellen will, damit alte Gebäude modernisiert werden können. Das Wohnungsgeld für finanzschwache Mieter wird, wie Dr. Lauritzen ausdrücklich betonte, auch künftig voll und ganz gewährt.

23. Juli 1967: Ja zum sozialen Wohnungsbau

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Mit solchen Antworten erfreute der Bundesminister die Nürnberger Abgeordneten in Bonn und München, die Senatoren, den Regierungspräsidenten und nicht zuletzt den Oberbürgermeister und die Stadträte. Dr. Urschlechter konnte sogleich erkennen, daß seine Bitte auf fruchtbaren Boden gefallen war, die Bundesregierung und der Bundestag sollten Nürnberg im Endspurt für den sozialen Wohnungsbau nach besten Kräften unterstützen und alte in moderne Wohngebiete verwandeln helfen. Solche Förderung glaubte der Oberbürgermeister verlangen zu dürfen, denn „man mag das Leben auf dem Lande noch so sehr romantisieren, die Menschen werden nach mancherlei Kapriolen wieder zum Zusammenleben in unsere Großstädte zurückfinden“.

In Wort und Bild führte Baureferent Heinz Schmeißner dem Minister vor, wie sich Nürnberg aus den Trümmern erhoben, wie es nach dem Kriege mit einer einmaligen Leistung in seiner Geschichte 110.000 neue Wohnungen gebaut hat. Er zeigte neue Wohnsiedlungen, wie sie beispielsweise am Entengraben, in Reichelsdorf geplant sind, und stellte ihnen Glasscherben-Viertel gegenüber, die niedergerissen werden sollen, sobald es ein Städtebauförderungs-Gesetz gibt. Schmeißner machte kein Hehl daraus, daß er auf einen zweiten Frühling in der Bautätigkeit hofft, wenn es dieses Gesetz gibt und wenn „saniert“ werden kann. „An diese neuen Aufgaben gehen wir mit dem Mut heran, den wir beim Wiederaufbau gewonnen haben!“

In der Mietwohnung sieht Sozialreferent Dr. Max Thoma die einzige Chance, dem Wohnungsproblem Herr zu werden. Ihm pflichtete Direktor Johann Schmid, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Gemeinnütziger Wohnungsbauunternehmen, Nürnberg-Fürth, voll bei und berichtete, viele Eigentumswohnungen könnten schon nicht mehr an den Mann gebracht werden. „Es besteht die Gefahr, daß wir am wahren Wohnungsbedarf vorbeibauen“, meinte Schmid, denn bei einer Umfrage in München, Augsburg und Nürnberg habe sich ergeben, daß 70 v. H. der Bevölkerung eine Mietwohnung und dafür höchstens 150 bis 200 Mark monatlich ausgeben wollen. Dr. Thoma folgerte daraus: „Wir brauchen für die Zukunft noch sehr viele familiengerechte Wohnungen!“

Von den Reden im Rathaus und bei einer Rundfahrt ließ sich Minister Lauritzen davon überzeugen, welche Bedeutung der neue Stadtteil Langwasser für Nürnberg besitzt. Der Direktor der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (WBG), Diplom-Volkswirt Joseph Haas, erklärte ihm, daß gegenwärtig 20.000 Menschen bereits in 4.500 Wohnungen leben und allein in der Nachbarschaft U gegenwärtig 3.000 von 10.000 geplanten Wohnungen entstehen.

„Es ist sehr notwendig, daß in Langwasser weitergebaut wird, daß all jene nicht enttäuscht werden, die dort guten Willens Land gekauft haben“, erklärte Dr. Max Thoma. Der Referent bat den Minister schließlich noch, einige Ungereimtheiten in Gesetzen auszubügeln, beispielsweise in der Sozialklausel oder im Mietpreisrecht.

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