24. Juni 1966: 80 Jahre Rotes Kreuz

24.6.2016, 07:00 Uhr
24. Juni 1966: 80 Jahre Rotes Kreuz

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Das Jubiläum soll Anlaß sein, einmal in der Chronik der Sanitätskolonne zu blättern. Ein Wort von Schiller drückt deren Entwicklung wohl am treffendsten aus: "Es wächst der Mensch mit seinen größeren Zwecken."

Kommerzienrat Wilhelm von Puscher setzte als erster die Idee des Schweitzers Henry Dunant in Nürnberg in die Tat um. Er gründete bereits vor Ausbruch des Krieges von 1870/71 einen freiwilligen Samariterverein, dem Turner, Feuerwehrleute und Veteranen angehörten. Mit 41 Mann, 42 Pferden und 21 Leiterwagen zogen die Nürnberger Helfer ins Feld und pflegten bei Sedan verwundete Soldaten. Nach dem Krieg löste sich der Verein jedoch wieder auf.

24. Juni 1966: 80 Jahre Rotes Kreuz

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1886 war es wiederum Wilhelm von Puscher, der die Nürnberger Sanitätskolonne vom Roten Kreuz ins Leben rief. Ihr Ziel war der freiwillige Rettungsdienst in Friedenszeiten. 1897, bei der Eröffnung des städtischen Krankenhauses, übernahmen die Sanitäter den Krankentransport mit Pferdekutschen. Ein Sanitätskolonnen-Hilfsverein unterstützte die Arbeit der aktiven Helfer finanziell. Der Wagenpark war seit 1902 in der Nunnenbeckstraße untergebracht. 1905 wurde dort auch das erste Rotkreuzhaus eingeweiht.

In den Jahren vor dem ersten Weltkrieg patroullierten Männer von der Sanitäts-Radfahrabteilung an Sonn- und Feiertagen auf den Ausflugsstraßen in Richtung Erlenstegen, Buch und Schmausenbuck, um jederzeit bei Unfällen helfen zu können. Am 1. Mai 1908 erhielt die Kolonne ihren ersten Sanitätskraftwagen.

Im Weltkrieg 1914/18 unterstanden die Sanitäter dem Militär. Sie transportierten Verwundete, entluden Lazarettzüge und versorgten Verwundete während der Fahrt von der Front in die Heimat. Freiwillige Helferinnen unterstützten die Männer bei ihrer harten Arbeit. 1924 trat die erste weibliche Bereitschaft an die Seite der Sanitätskolonne. Die Frauen betreuten unter anderem erholungsbedürftige Mütter und Kinder in zwei vereinseigenen Heimen. In die 20er Jahre fällt auch die Gründung der Bergwacht.

Mit dem Jahr 1933 änderte sich zwar die Organisation, nicht aber der gute Geist und Zusammenhalt im Nürnberger Roten Kreuz. Im zweiten Weltkrieg wurde von den Männern und Frauen das Letzte verlangt. Die Rettungswache in der Nunnenbeckstraße sank 1943 in Trümmer, der Rettungsdienst ging aber weiter.

Aus dem Nichts begann im Juni 1945 der Wiederaufbau. In diesen schweren Jahren hat sich das Rote Kreuz besonders bewährt. Die Männer machten halbzerstörte Krankenwagen wieder flott, die Frauen nahmen sich der Ausgebombten, Vertriebenen und Heimkehrer an. Das Rote Kreuz wurde zum Rettungsanker Verzweifelnder, suchte Vermißte, fragte entlassene Soldaten nach dem Schicksal ihrer Kameraden, verteilte Kleider und kochte Suppe für die Hungernden. Über all diesen Aufgaben ging der Rettungsdienst weiter, wurden neue Helfer unter schwierigsten Bedingungen ausgebildet.

Und wieder 20 Jahre später: Das neue Haus ist fertig, die Aufgaben sind gewachsen. Neben dem Krankentransport und Unfallrettungsdienst steht die vielfältige Sozialarbeit, zu der in Nürnberg die Sorge für die Umsiedler in der Kollwitzstraße gehört. Dazu kommt die Unterweisung in häuslicher Krankenpflege, in Erster Hilfe und Sofortmaßnahmen am Unfallort, der Blutspendendienst, die Rettungswache bei Veranstaltungen, in den Bergen und am Wasser und nicht zuletzt der gute Rat, den Menschen in Not vom Roten Kreuz erhoffen.

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