24. Mai 1965: Figuren nach Noten

24.5.2015, 07:00 Uhr
24. Mai 1965: Figuren nach Noten

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Im voll besetzten Lessingsaal schwebten 24 Damen und Herren der Senioren-C-Klasse und 22 der Junioren-B-Klasse aus ganz Deutschland drei Stunden lang über das Parkett. Sieger bei den Senioren wurde das Nürnberger Ehepaar Leitmeyer vom GTC-Rot-Gold. Als beste Junioren erreichten Herr Birkenfeld/Fräulein Krampe, Schwarz-Silber Frankfurt, Platz eins.

Weite Tüllröcke mit kunstvollen Stickereien verziert, dezente Dekolletés und raffinierte Rückenausschnitte, steife Hemdbrüste und vornehme Fracks beherrschten das bunte Bild dieses Turniers, an dem sich auch weniger geübte Paare beteiligen konnten. Der Veranstalter hatte mit Absicht keine ausgesprochenen Spitzentänzer geladen, um der Popularität des „soliden Gesellschaftstanzes“ nicht zu schaden.

Turnierleiter Paul Krebs erklärte denn auch: „Schwierige Figuren haben eine abschreckende Wirkung.“ Was dem fachkundigen Publikum von 21 Uhr bis Mitternacht geboten wurde, war aber beileibe keine „Hausmannskost“. Die Paare aus Berlin, München, Frankfurt, Karlsruhe, Regensburg oder Heilsbronn zeigten diffizile Wechselschritte beim Tango, temperamentvolle „Stepper“ beim Quickstep und sie erfreuten durch ihr melodisches Einfühlungsvermögen beim Wiener Walzer, das sie harmonisch in weitausholende und schwungvolle Schritte zu kleiden wußten.

Zum drittenmal in einem Jahr hatte der Gesellschafts- und Tanzturnierclub Rot-Gold-Casino Nürnberg zu einem Turnier geladen und es mit einem Gesellschaftsball verbunden. Wie man es bei solchen Anlässen erwarten darf, boten die Damen in ihren eleganten Roben einen abendfüllenden Augenschmaus. Man sah jene bezaubernden Kreationen aus duftigen und modisch gefärbten Stoffen, die jeden noch so schwierigen Tanzschritt mit einem weichen Schwung begleiten und ihn elegant und gekonnt wiedergeben. Mit viel Geschmack und ein wenig Koketterie waren die Dekolletés geschnitten. Man sah, was man sehen sollte – nicht mehr. Krönender Abschluß dieses Standard-Tanz-Turniers waren die Schautänze des Sonderklassenpaars Zierlein/Käs, das vor allem mit feurigen lateinamerikanischen Weisen das Publikum zu spontanem Applaus forderte.

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