24. November 1965: Klein, aber schmackhaft

24.11.2015, 06:00 Uhr
24. November 1965: Klein, aber schmackhaft

© Friedl Ulrich

Die Karpfen, Schleien und Regenbogenforellen sind zwar nicht so groß geraten wie in früheren Jahren, aber sie sind deshalb nicht weniger schmackhaft. Blau oder gebacken werden sie in den nächsten Tagen die Küchenzettel in den Haushalten und Wirtschaften bereichern.

Ein eisiger Wind fegte über den Dutzendteich, als das „Fangkommando“, bewehrt mit hohen Gummistiefeln, Netzen und Bottichen, in den frühen Morgenstunden anrückte. Die Fischer waren pessimistisch. „Ein schlechtes Fischjahr“, betonten sie. Als Begründung führten sie Winterschäden, das unwirtliche Frühjahr und den verregneten Sommer an.

Als die Schleuse zum Fischbach zum letzten Mal in diesem Jahr geöffnet wurde, verwandelte sich das Geviert in der Nähe der Bayernstraße im Nu in einen brodelnden Kessel. Fischrücken an Fischrücken, Flosse an Flosse. Zunächst gingen den Fängern nur die kleineren Fische ins Netz. Mit geübtem Blick wurden sie aussortiert. Die Satzfische unter ihnen haben noch ein Jahr lang Zeit, sich in der Freiheit die gewünschte Größe anzufressen. Überhaupt kein Interesse hatten die Fischer für die vielen Tausende von kleinen Barschen. „Sie sind das ‚Unkraut‛ der Fischweiher“, kommentierte der Pächter.

Besonders sorgfältig gingen sie dagegen mit den Regenbogenforellen um. Jede einzelne wurde sofort in eine Wanne geworfen, die laufend mit Frischwasser versorgt wurde. Ohne diese Pflege würden diese Fische nach wenigen Minuten verenden.

Dann war die Freiheit auch für die erfahrenen Drei- und Mehrpfünder zu Ende; in dem brackigen Tümpel konnten sie den Netzen ihrer Häscher nicht mehr entrinnen. In wassergefüllten Bottichen wurden sie zu einer Fischerei in der Oberen Wörthstraße gebracht. Im Laufe des Tages öffneten sich die Zulaufschleusen wieder. Der Dutzendteich wird seinen normalen Wasserstand allerdings erst in sechs bis sieben Wochen erreicht haben.

Die wenigen Bürger, die trotz der Kälte zum Abfischen gekommen waren, hatten Glück: für zwei Mark pro Stück wanderten die Karpfen von der Wanne in Eimer, Einkaufstaschen oder Plastikbeutel.

Abfischen nur noch im Herbst

Bauamtmann Richard Schumacher und der Fischereirat für Mittelfranken Dr. Christoph Maier diskutierten derweil die bedeutsame Frage: wie kann man die Interessen der Vogelfreunde, Wasser- und Eissportler sowie des Fischwasserpächters unter einen Hut bringen? Bisher wurden der Kleine Dutzendteich, der Flachweiher und die sogenannten Nummernweiher im Frühjahr, der Große Dutzendteich im Spätherbst abgefischt. Das Abfischen im Frühjahr hat schon wiederholt zu erbitterter Kritik der Bevölkerung geführt, die um die Vogelbrut fürchtete. Mehrfach wurde der Stadtrat eingeschaltet, vereinzelt sogar beschimpft.

Jetzt zeichnet sich folgende Lösung des leidigen Problems ab: künftig wird nur noch im Herbst abgefischt, Kleiner Dutzendteich, Flachweiher und Nummernweiher Ende September, Großer Dutzendteich wie bisher im November. Demnach stünden die kleinen Teiche den Eissportlern beim ersten stärkeren Frost wieder zur Verfügung und die Wassersportler könnten sich fast bis in den Winter hinein auf dem Großen Dutzendteich vergnügen. Fischereirat Dr. Maier will diesen Plan jedenfalls unterstützen.

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