25. Mai 1965: Ein Brückenschlag nach Wöhrd

25.5.2015, 07:00 Uhr
25. Mai 1965: Ein Brückenschlag nach Wöhrd

© Gerardi

Wie die Schwalbe den Sommer, so kündigt die neue Brücke auch den künftigen Wöhrder See an, dessen Wasser und dessen Ufer den Nürnbergern einmal ein nahes Erholungsgebiet werden sollen. Der erste Bauabschnitt mit der östlichen Hälfte der Brücke kann voraussichtlich noch in diesem Jahr fertig werden. Die Fachleute im Bauhof geizen jedoch mit Zeitprognosen, weil schon beim Baubeginn die schwierigen Bodenverhältnisse im aufgeweichten Pegnitzgrund Kummer bereiten. Den Passanten präsentiert sich die große Baustelle auf den ersten Blick wie ein Buch mit sieben Siegeln. Ihnen hilft jedoch eine Tafel, die die Stadt zur Erläuterung aufstellen ließ und die zeigt, daß an dieser Stelle das ganze Pegnitztal umgekrempelt wird.

25. Mai 1965: Ein Brückenschlag nach Wöhrd

© Gerardi

Selbst die Pegnitz verschwindet aus ihrem Bett am südlichen Ortsrand von Wöhrd. Sie wird in die Mitte der Talsohle verlegt, wo mit der neuen Brücke gleichzeitig das Wehr für die Fluten entsteht. Seit wenigen Tagen läßt sich der Verlauf der Brücke an der stählernen Spundwand erkennen, die mit viel Lärm und Kraft Zentimeter um Zentimeter in das Erdreich gehämmert wird. In etwa zwei Wochen verschwinden auch die Betonpfähle für die Gründung der Brücke. Sie sind zwischen zehn und zwölf Meter lang und haben einen Durchmesser von 1,50 Meter. Die neue Überfahrt über das Pegnitztal wird 44 Meter breit und über 47 Meter lang. Die östliche Hälfte davon – zwei Fahrbahnen und ein sechs Meter breiter Gehsteig – soll noch heuer vollendet werden. Zum ersten Bauabschnitt gehört außerdem der Unterbau für das Wehr.

Goldbach „im Keller“

Gleichzeitig entstehen noch im ersten Bauabschnitt zwei Fußgängertunnel, wobei insbesondere der sechs Meter breite Durchlaß in der Höhe der jetzigen Saubrücke an der Einmündung der Kressengarten- und Bahnhofstraße eine interessante Lösung darstellt. „Im Keller“ fließt der Goldbach und der Hadermühl-Arm der Pegnitz, darüber marschieren die Fußgänger unter der Straße durch.

Der zweite Tunnel liegt südlich des jetzigen Flußbettes der Pegnitz und wird vier Meter breit. Die Spaziergänger können also ungestört vom Verkehr von der westlichen Hälfte der Wöhrder Wiese mit der Bezirkssportanlage zur östlichen Hälfte mit dem künftigen See hinübergelangen. Insgesamt kostet der erste Bauabschnitt voraussichtlich 4,5 Millionen Mark, einschließlich des Wehrunterbaues, aber ohne den konstruktiven Teil des Wehres.

In der zweiten Etappe sind der Bau der westlichen Brückenhälfte, die Fortsetzung der Unterführung für den Goldbach und ein weiterer Fußgängertunnel von vier Meter Breite unter der Wöhrder Hauptstraße vorgesehen. Insbesondere die Autofahrer werden darüber erfreut sein, daß die Stadt mit möglichst wenig Verkehrsbehinderung auskommen will. Ungeklärt ist jedoch noch der Straßenverlauf auf der Wöhrder Seite. Die Stadt kann zwischen zwei Varianten wählen: entweder entlang dem Ortsrand von Wöhrd eine großzügige Tal-Autobahn mit einer Abzweigung nach Wöhrd westlich vom Bartholomäus-Schulhaus oder eine ausgebaute Bartholomäusstraße. Bei den Gesprächen über den Standort der Neubauten für die sechste Fakultät der Universität hat Baureferent Stadtrat Heinz Schmeißner im vorigen Jahr eine Verkehrsuntersuchung angekündigt. Das Ergebnis dieser Untersuchung, mit der ein Ingenieurbüro beauftragt worden ist, liegt jedoch noch nicht vor.

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