25. September 1966: Protest für den Wagen

25.9.2016, 07:00 Uhr
25. September 1966: Protest für den Wagen

© Kammler

„Wir wehren uns dagegen, daß der Ausgleich des Etats auf Kosten der Kraftfahrer erfolgt“, begründete der 1. Vorsitzende des Gaues Nordbayern, Diplom-Kaufmann Hans Richter, die vom ADAC veranstaltete Kundgebung. Zu einer Demonstrationsfahrt durch die Stadt konnte er sich nicht entschließen, „um ein Verkehrschaos zu vermeiden“. Stattdessen fuhren die Protestteilnehmer mit der am Heck aufgeklebten ADAC-Mahnung nach Hause: „Hände weg von der km-Pauschale!“

Hans Richter hielt die Beschneidung dieser Pauschale von 50 auf 8 bis 10 Pfennig je Kilometer, die bisher sechs Millionen Arbeitern, Angestellten und Beamten zugute gekommen sei, für verfassungsrechtlich bedenklich. „Das trifft eine „Bevölkerungsschicht“, so argumentierte er, „die mit jeder Mark rechnen muß. Ein harter Angriff auf den Geldbeutel des kleinen Mannes wird hier ausgeheckt.“

Langanhaltender Beifall unterbrach den Gauvorsitzenden, als er feststellte: „Wenn die Jahr für Jahr aus der Kfz- und Mineralölsteuer aufgebrachten Beträge nur für den Straßenbau verwendet würden, gäbe es keine Verkehrsnot!“ Bei allem Verständnis für notwendige Sparmaßnahmen könne man nicht Einsparungen zu Lasten der Kraftfahrer treffen, „wenn auf der anderen Seite Milliarden an Subventionen weitergezahlt werden“.

Durch minutenlangen Applaus zeigten sich die Protestteilnehmer mit einer Resolution einverstanden, die der ADAC an die nordbayerischen Bundestagsabgeordneten schicken wird. Darin werden die Volksvertreter aufgefordert, sich „energisch gegen die beabsichtigte Kürzung der km-Pauschale“ zu wehren. Außerdem wird in der Entschließung darauf hingewiesen, daß die bisher gewährten Pauschalsätze bei weitem nicht ausreichen, um die tatsächlichen Unkosten zu decken.

Die Protestaktion des ADAC wurde zur gleichen Zeit im gesamten Bundesgebiet durchgeführt. Wie der Club gestern abend mitteilte, sind die Kundgebungen in den 17 Gauen von etwa 500 000 Autofahrern besucht worden. Höhepunkt war die „Fahrt nach Bonn“, die zusammen mit der Industriegewerkschaft Metall organisiert wurde. Zu der geplanten Kürzung der km-Pauschale hat auch der Generaldirektor des Volkswagenwerkes, Heinrich Nordhoff, Stellung genommen. In Baden-Baden erklärte er, die Absicht der Bundesregierung werde auf die Verbraucher wie ein Schock wirken und böse Folgen für die Autohersteller haben.

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