26. Mai 1966: Neues Zuhause für 90 alte Leute

26.5.2016, 07:00 Uhr
26. Mai 1966: Neues Zuhause für 90 alte Leute

© Gerardi

Das stattliche, weithin sichtbare Hochhaus, das in eindreivierteljähriger Bauzeit entstanden ist, soll „Christian-Geyer-Heim“ heißen – in Erinnerung an den bekannten Theologen und Prediger an St. Sebald im ersten Viertel dieses Jahrhunderts.

Die 90 betagten Bürger, die – unter 400 Vormerkungen – das Glück haben, hier ein schönes Zuhause zu finden, in dem sich Behaglichkeit und zeitgemäßer Komfort die Waage halten, werden erst nach Pfingsten erwartet. Auf die große Einzugswelle sind die Hauseltern, ein Rummelsberger Diakon-Ehepaar, gerüstet.

„Sie haben mit viel Liebe, Umsicht und Geschick Ihre Aufgabe gelöst“, sagte gestern Pfarrer Dr. Karl Leipziger, Leiter der Stadtmission, zu Architekt Helmut Steuerlein, der zusammen mit seinem Kollegen Georg Stolz die Gesamtplanung und die Oberbauleitung hatte. Beim Rundgang durch das einladende Haus, das den Vertretern der Presse vorgestellt wurde, bewahrheitete sich, daß Könner am Werk gewesen sind: an alles, was älteren Menschen gefällt, zweckdienlich ist und ihnen Erleichterung bringt, ist gedacht worden.

Vom ersten bis siebenten Obergeschoß des inmitten eines neuerstandenen Wohngebietes dominierenden Gebäudes weisen 90 Einzelzimmer jeweils 15 Quadratmeter Platz aus; Bäder, Teeküchen, Abstellräume und sanitäre Einrichtungen gruppieren sich um die kleinen „Eigenheime“, von denen etliche einen bereits jetzt blumengeschmückten Balkon haben. Eine Schwesternrufanlage verbindet mit allen elf Personalzimmern, die über die Etagen verstreut sind. Einzelne Zimmer können zu 2-Zimmer-Appartements zusammengefügt und von Ehepaaren bewohnt werden.

Nicht Geldersparnis führte bei diesem 2,7-Millionen-DM-Objekt dazu, die Räume leer – nur mit einem Waschbecken mit Kalt- und Warmwasseranschluß ausgestattet – anzubieten. Hier sollen die Bewohner vielmehr ihren individuellen Lebensstil entfalten können, indem sie ihre eigenen Möbel, Lampen, Teppiche und Bilder mitbringen. Bequem und freundlich möbliert wurden der Fernsehraum und der Speisesaal mit 110 Sitzplätzen, der zugleich für die Andachten, Bibelstunden oder Hausgottesdienste vorgesehen ist.

Die drei Mahlzeiten am Tag können bettlägerigen Heimgästen mit Hilfe eines Speiseaufzuges – von der hundert Quadratmeter großen, modernen Küche aus – in die Zimmer gebracht werden. Im Untergeschoß, das viele Zweckräume umfaßt, kann die Jugend von St. Leonhard Tischtennis spielen, und im Erdgeschoß des Haupt- und Seitengebäudes haben zweiter Pfarrer und Diakon der Gemeinde sowie Heimleiter ihre Wohnungen. Sämtliche Flure des Hochhauses sind schließlich an eine zentrale Müllabwurfanlage angeschlossen, die in einer eigenen Müllverbrennungsanlage endet.

Die weitflächigen Grünanlagen, die Gartenbauarchitekt Hermann Thiele gestaltet, werden das mit weißen Eternitplatten verblendete Haus gefällig umrahmen. Für 13 DM Tagespension können sich die Gäste – die Hälfte von ihnen sind Arbeiterrentenversicherte – hier einen freundlichen Lebensfeierabend bereiten. Auf die Omas und Opas freuen sich heute schon Diakon Kurt Link und seine Frau Dorle.

Vom Pfingstdienstag an sagen die Hauseltern: „Herzlich willkommen!“

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