26. November 1965: Spielzeugmuseum im historischen Hort

26.11.2015, 07:52 Uhr
26. November 1965: Spielzeugmuseum im historischen Hort

© NN-Archiv

Die Stadt will eines ihrer wertvollsten historischen Gebäude, an der Karlstraße 13/15, renovieren und erweitern lassen. Nürnberg hofft dabei auf die Hilfe eines Fördererkreises und der Bürger sowie auf den Gewinn aus einer Tombola im Frühjahr 1966, denn allein die Baukosten werden auf mindestens 1,2 Millionen Mark geschätzt. Für das neue Haus gibt es bereits eine Hüterin. Die Stadtväter riefen die 36jährige Dr. Lydia Bayer aus Würzburg, die sich als Betreuerin der Sammlung, als Gestalterin privater Ausstellungen und durch ihre Veröffentlichungen einen hervorragenden Ruf als Kennerin kulturgeschichtlicher Spielzeugkunde gemacht hat.

Dr. Lydia Bayer, die schon am 1. Januar 1966 die neue Aufgabe übernimmt, kennt übrigens Nürnberg aus früheren Jahren. Hier verbrachte sie ihre Jugendzeit, legte das Abitur ab und besuchte zwei Jahre lang die Frauenfachschule, ehe sie an der Universität Würzburg studierte und promovierte.

Außer der Würzburger Sammlung mit Holzspielzeug, Puppen, Zinn und kunstvollen kleinen Häusern, bergen die Stadtbibliothek, das Stadtarchiv und das Germanische Nationalmuseum wertvolle Gegenstände, die den Grundstock ergänzen können. Bei den städtischen Schätzen bereitet die Übernahme keine Schwierigkeiten. Auch das Germanische Nationalmuseum ist damit einverstanden, Teile der Spielzeugsammlung als Leihgaben zur Verfügung zu stellen.

Schul- und Kulturreferent Dr. Hermann Glaser suchte und fand außerdem Kontakt zu anderen staatlichen Museen und privaten Sammlern. Er prophezeit einen erfolgreichen Ausgang der Verhandlungen mit der Bayerischen Landesgewerbeanstalt und dem Bayerischen Nationalmuseum. Das Beginnen, in der Spielzeugstadt Deutschland und am Ort der Internationalen Spielwarenmesse ein solches Museum einzurichten, ist in der Öffentlichkeit – insbesondere auch von der Spielwarenmesse und von der Spielwarenindustrie – herzlich begrüßt worden. Der Stadtrat schließt daraus, daß er die Kosten nicht allein zu tragen braucht, sondern finanzielle Hilfe erwarten darf.

Nürnberg, in dessen Steuerbücher die „Dockenmacher“ schon seit dem Jahre 1400 erwähnt werden, dessen Sortiment feiner Spielwaren unter „Nürnberger Tand“ weltbekannt wurde und dessen Spielwarenindustrie heute ebenfalls wieder Weltgeltung besitzt, läßt mit dem neuen Haus inmitten der Altstadt einen harmonischen „Dreiklang“ städtischer Museen vernehmen: das Fembohaus, das Albrecht-Dürer-Haus und das Spielwarenmuseum an der Karlstraße.

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