27. April 1965: Was nicht im Stundenplan steht

27.4.2015, 07:00 Uhr
27. April 1965: Was nicht im Stundenplan steht

© Ulrich

„Was nicht im Stundenplan steht“ heißt eine Ausstellung im Realgymnasium, in der ebenso hübsche wie originelle Ergebnisse von der Arbeit jenseits des Pflicht-Unterrichts gezeigt werden. Von der Handpuppe über vielfältige keramische Kunststückchen bis zum Eissegler reicht das Sammelsurium von Werken, das in dieser Schau des Bayerischen Philologenverbandes aus acht höheren Schulen von Nürnberg-Fürth und Umgebung zusammentragen worden ist. Stück für Stück soll beweisen, daß die Talente der jungen Menschen auf vielen Wegen entfaltet werden, von denen nichts in den Stoffplänen zu lesen ist.

Die Ausstellung wandert seit Herbst vorigen Jahres durch die bayerischen Lande, um davon zu künden, daß die Lehrer heutzutage ein vielfältiges erzieherisches Wirkungsfeld vor sich sehen, wenn sie es nur erkennen wollen. Sie soll Pädagogen wie Schülern gleichermaßen zeigen, daß die Schule über das „Soll“ hinaus gar manches zu bieten vermag. Den jungen Menschen lebenstüchtig zu machen und gegenwartsnah zu bilden, das ist ihr erklärtes Ziel.

Als der Ministerialbeauftragte für das höhere Schulwesen in Mittelfranken, Oberstudiendirektor Dr. Fr. Renner, gestern die bunte Schau im Realgymnasium eröffnete, konnte er auf das vielseitige Leben und die mannigfachen Formen hinweisen, die außerhalb des offiziellen Stundenplans zu finden sind. Erfreulich bleibt, daß Lehrer und Schüler in allen Fällen aus eigenem Antrieb, ohne Druck von oben, „mit Spaß an der Freud“ solche Steckenpferde reiten.

Lustige Figuren für die Aula

Die eine Schule hat Stockpuppen aus Wurzeln geschaffen, um damit ein Spiel aufführen zu können, die andere wiederum hat sich ihre Faschingsdekoration aus lustigen Figuren für die Aula selber gemacht. In einer Arbeitsgruppe ist der Haushaltsplan der Stadt Hersbruck unter die Lupe genommen worden, eine andere Gruppe von Buben beweist einen logischen Satz mit Hilfe von elektrischen Schaltungen. Dem fränkischen Fachwerkhaus, der „Brücke am Kwai“ und der Shakespeare-Bühne „The Globe Theatre“, aus Holz gebastelt, steht ein handfest-praktischer Eissegler einer Schule gegenüber, die schon einen acht Tonnen schweren Motorsegler Marke „Eigenbau“ besitzt.

Weil sich nicht alle Nebenbeschäftigungen so sichtbar darstellen lassen wie die kunstvollen Ketten und Armbänder der Mädchen oder die Marionetten von Bubenhand, müssen manchmal Bilder aushelfen. Diese Schautafeln berichten von Begegnungen mit politischer Prominenz und ausländischen Studenten, vom Besuch auf Dampfern und in Fabriken, von Konzerten in Altersheimen und dem Sonntagsdienst in Waisenhäusern. Da wird vom Schülerfasching erzählt, dort vom Gedenken für die Gefallenen der Schule. „Spielen“ mit dem Stoff fehlt ebenso wenig in der Liste der vergnüglichen Tätigkeiten wie Sportfeste und Wettkämpfe an der frischen Luft.

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