27. April 1967: Schmissiger Auftakt im Zirkus

27.4.2017, 07:00 Uhr
27. April 1967: Schmissiger Auftakt im Zirkus

© Röck

Sein zungehechelnder Dauerlauf von einem sich drehenden Stöckchen zum andern (halb gespielt und sicher auch ein bißchen echt) brachte die Leute zum Klatschen.

Es ist nun wohl nicht leicht, den Nürnbergern zu imponieren. Doch die Artisten und Akrobaten, die Clowns und Dompteure, die seit gestern (und noch dreizehn Tage lang) auf der Deutschherrnwiese gastieren, die schafften es, wenn auch „mit Anlauf“.

27. April 1967: Schmissiger Auftakt im Zirkus

© Ulrich

Ein Programm, gut gemischt und gut dargeboten, erwartet die Gäste des Circus Krone: prachtvolle Tierdressuren, geschmackvolle Revuen, atemberaubende Sensationen, die lächelnd serviert werden, eine Schar munterer Clowns und über allem eine zündende Musik. Was darüber hinaus die Circusfreunde interessiert und auf die Deutschherrnwiese lockt, ist das Schicksal der Elefanten, die unlängst bei einem Brand so schmerzhaft verwundet worden sind. Wie zu erfahren war, sind sie in der Obhut eines Spezialisten und scheinen sich besser zu fühlen.

Es macht einen Artisten nur sympathisch, wenn er auch einmal Schwächen zeigt, wenn der Laie merken kann, daß sein Können nicht kalte Routine geworden ist. So scheute sich die Familie Sembach-Krone keineswegs, den kleinen Rest der sonst so stattlichen Elefantenschar vorzuführen. Brav drehten die Dickhäuter ihre Runden und manch einer wünschte ihnen lieber noch eine Schonzeit fernab der Manege.

Schmunzeln begleitete auch die Dressurnummer der Seelöwen. Die schienen sich einen Spaß daraus zu machen, den Kakadu mal kurz abzuwerfen, den sie auf der Stange balancieren sollten – und wenn man das Lachen ringsum richtig gedeutet hat, störte das niemanden.

Mit dem Namen „Krone“ verbindet sich für den Zirkuskenner der Begriff von exakten Pferdedressuren, wie sie Carl Sembach und seine Tochter Christel seit langem vorführen. Der Anblick der prachtvollen Rappen, Schimmel und Füchse, die wie ein Ballett dirigiert werden und dennoch nichts von ihrer kreatürlichen Schönheit und Anmut eingebüßt haben, war ein Genuß. Während man den Pferden gelöst zuschauen konnte, rief „Ditha“ mit ihren Königstigern geradezu Gänsehäute hervor – trotz sicherem Netz um die Manege. Und „La Torias“ hundertfacher Wirbel am Seil, das sie nur mit einer Hand umklammerte, ist sicher nichts, was ängstliche Naturen gern betrachten: einzig das Lächeln, mit dem sie ihre akrobatischen Kunststücke ohne jede Sicherung demonstriert, konnte einen beruhigen.

Nicht weniger atemberaubend geht es zu, wenn die „Vier Rosarios“ auf freistehenden Leitern ihre „indianischen Spiele“ zeigen, die „Bogis“ Schwerelosigkeit und Bärenkräfte zugleich beweisen und die „Flying Steeles“ als „fliegende Menschen“ durch die Manegenkuppel sausten. Das Publikum drunten wagte kaum zu klatschen – und bekam doch zwischen jeder Sensation immer wieder von der hohen Direktion ein beruhigendes Bonbon serviert: die Clowns, die Girls von der Revue, die Musik.

Spannung und Entspannung in raschem Wechsel – den Nürnbergern gefiel‘s.

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