27. Februar 1969: Blick auf Rednitzaue

27.2.2019, 07:03 Uhr
27. Februar 1969: Blick auf Rednitzaue

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Professor Gerhard Dittrich, der die Anlage im „Manhattan-Stil“ geplant hat, rechnet damit, daß die rund 560 Wohnungen schon 1970 bezogen werden können.

Den Bewohnern wird sich fernab vom Verkehrslärm ein weiter Blick auf die Erholungsgebiete Rednitzaue und Entengraben öffnen, die unter Naturschutz stehen.

Der Eingriff in den dichtbewaldeten Rednitzhang zwischen Reichelsdorf und Eibach vor zwei Jahren war nicht auf den ungeteilten Beifall der Bevölkerung gestoßen. Insbesondere der Reichelsdorfer Altstadtrat Thomas Kolb hatte jede Gelegenheit dazu benützt, gegen das Vorhaben ins Feld zu ziehen. Er hätte an dieser Stelle lieber die Friedhofserweiterung gesehen, für die inzwischen ein anderer Platz gefunden worden ist. Andere Einwohner wiederum befürchten, daß die Bebauung im Laufe der Jahre auch vor ihren anderen, traditionellen Spaziergängergebieten nicht haltmachen würde.

Dabei war die Planung von Professor Ditterich von Anfang an darauf ausgerichtet, mitten in Wald und Flur ein riesiges „Sanatorium“ hineinzusetzen. Nur gingen anfangs die Arbeiten gar nicht so recht voran – übrigens ohne Verschulden des Planers. Das hat sich jetzt grundlegend geändert. Die Fundamente sind ausgehoben, die ersten Rohbauten aus dem Boden gewachsen. Die Vorfabrikation der Großplatten – die Siedlung entsteht vorwie-gend in Fertigteilbauweise – ist voll angelaufen. Mit ihr wurden mehrere Firmen beauftragt, selbst ein Hofer Werk ist vertreten.

Die Siedlung birgt viele originelle Ideen: keine sichtbaren Straßen, sondern unterirdische Verkehrswege, Parkplätze und Garagen; ein Einkaufszentrum, das sich nur schlecht mit bisherigen Einrichtungen vergleichen läßt, Sonne im Zimmer (jedes Wohnzimmer hat mindestens 30 Quadratmeter) und Blick ins Grüne von jeder Wohnung aus; ein Motel mit 60 Betten, eine Gaststätte, ein Café und eine Kegelbahn.

Der Bereich der Fußgänger liegt über den Tiefgaragen; er zieht sich bis zum Zentrum der Siedlung hin und wird gärtnerisch gestaltet. Niemand kann also sehen, was sich drunten abspielt. Denn droben herrscht Ruhe, spielen die Kleinstkinder in den ihnen zugedachten Räumen, während sich die Größeren etwas abseits zu zwei Bolzplätzen bemühen müssen.

So steht jetzt schon fest: die Bürger, die im nächsten Jahr am Entengraben einziehen, müssen sich erst einmal an ihr Zuhause gewöhnen – schließlich wird das übliche Maß an Bequemlichkeit weit übertroffen.

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