28. August 1965: „Ozapft is“ beim Herbstvolksfest

28.8.2015, 07:00 Uhr
28. August 1965: „Ozapft is“ beim Herbstvolksfest

© Gerardi

Acht kräftige Schläge brauchte das Stadtoberhaupt für den Faßanstich – und ein großes Taschentuch, um sein Gesicht zu trocknen. Zur Gaudi der Zuschauer hatte er sich unter einem Bierstrahl geduscht. So waren es auch nur heitere Worte, die der Oberbürgermeister an das Festvolk richtete. Er wünschte den Besuchern behagliche Stunden der Geselligkeit, bemerkte über sein Kunststückchen beim Anzapfen, daß in den Hahn wohl ein bißchen „Preßluft“ hineingekommen sei und nahm den Taktstock, um die Kapelle Gaul schwungvoll zu dirigieren.

Mit „Hoch soll er leben“ und „Prosit der Gemütlichkeit“ war Dr. Urschlechter empfangen worden. Beifall galt aber auch Fürths Oberbürgermeister Kurt Scherzer, Bürgermeister Franz Haas, der zünftig im Trachtenanzug erschienen war, zahlreichen Stadträten und Brauhaus-Direktor Willy Fertl. Sie hatten zu diesem „halbdienstlichen“ Anlaß nach alter Tradition ihre Frauen mitgebracht.

Die gute Stimmung aller Teilnehmer am Start hatte schon am neugestalteten Haupteingang zum Volksfestplatz begonnen, wo der Röthenbacher Spielmannszug in farbenprächtiger mittelalterlicher Tracht mit flotten Musikstücken aufwartete. Den zündenden „River-Kwai“-Marsch konnte man ebenso vernehmen wie den nie ermüdenden Ruf „Wir wollen unser´n alten Kaiser Wilhelm wieder ham!“ Dann traf der Oberbürgermeister ein, und Lorenz Schweizer vom Schaustellerverband hatte Gelegenheit, seinen alten Wunsch nach befestigten Festplatzstraßen erneut „an den Mann“ zu bringen. Dr. Urschlechter hatte es nicht anders erwartet. Er hörte zu und durfte dafür langstielige, blaßlila Chrysanthemen entgegennehmen.

Dann ging´s dahin – im Marschschritt zu den Klängen der Kapelle, vorbei an Losbuden, Heringsbratern, Schweinsknöchlegrill und Geisterbahn. Nur angesichts der „Eispaläste“ schüttelte es den Schwarm der Eröffnungsgäste, denn zum Auftakt des Festes nieselte es nicht nur; es war dazu noch ungemütlich kalt. In der Tucher-Festbierhalle schmeckten die Maßen und Hendlen ebenfalls; hier hatte zuvor Altfußballer Heiner Stuhlfauth den Schlegel geschwungen und die Bierfreunde zu kräftigen Schlucken ermuntert.

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