28. Februar 1965: Bärenruhe bei Frost und Schnee

28.2.2015, 07:00 Uhr
28. Februar 1965: Bärenruhe bei Frost und Schnee

© Ulrich

„Jetzt müßte man ein Eisbär sein!“ Ein unbekannter Nürnberger, der frierend und schlotternd an einer Omnibushaltestelle stand, wünschte sich in den dichten wärmenden Pelz von Meister Petz. Er dachte das Richtige.

28. Februar 1965: Bärenruhe bei Frost und Schnee

© Launer

„Die Tiere fühlen sich bei diesem Klima wohl“, bestätigt nämlich Dr. Manfred Kraus, der Assistent des Nürnberger Tiergartendirektors. Der Besucher der winterlichen Gehege am Schmausenbuck merkt allerdings vom Wohlbefinden der weißgelben Riesen nicht viel. Wegen Schnee und Frost führen sie keine Freudentänze auf. Dazu sind sie im Laufe der Jahre viel zu phlegmatisch geworden.

Die Weisheit des Alters entschuldigt ihr ruhiges Blut zum Teil. Schließlich zählten sie schon einige Lenze, als sie im Jahre 1939 im Nürnberger Tiergarten einzogen und Begründer einer weltberühmten Zucht wurden. Den 30 Jahre alten Tierpfleger Hermann Reyher, der die Tiere vorbildlich betreut, können die Veteranen getrost als Gleichaltrigen betrachten.

28. Februar 1965: Bärenruhe bei Frost und Schnee

© Gerardi

Zur unerschütterlichen Bierruhe der Eisbären trug auch die dicke Speckschwarte bei, die sie wegen der ausgezeichneten und mühelos erreichbaren Nahrung angesetzt haben. Dr. Manfred Kraus führt das Phlegma der Eisbärendamen ferner darauf zurück, daß die Weibchen in der Freiheit jetzt in Höhlen ruhen und die im November zur Welt gekommenen Jungen pflegen.

Spaß an der Kälte empfinden auch die benachbarten Seelöwen, Mähnenrobben und kleinen Seebären, die sich trotz des Eises munter im Becken tummeln und sich ausgezeichnet vertragen. „Bis auf einige Brunftkämpfe der Männchen gibt es keine Scherereien“, berichtet Dr. Manfred Kraus, der den robusten Gesellen nicht nachträgt, wenn ab und zu einmal ein Stück aus ihrer dicken Schwarte fehlt. 

Der Tiergarten erwartet übrigens Nachwuchs bei den Seelöwen. Eine vor fast zwei Jahren geborene junge Dame lebt im Nachbarbecken. Sie verträgt sich nicht mit den „Herrn im Wasser“. Deshalb muß der Nachwuchs aus Platzgründen abgegeben werden.

Zu den Schmausenbuck-Insassen, die Winterwetter sehr gut vertragen, gehört auch die Gruppe der roten Riesenkänguruhs. „Steppentieren bekommt unser Klima ausgezeichnet“, versichert der Zoologe, der sich über „Emma“ und deren Junges freut, das erst „vor wenigen Wochen aus dem Beutel gesaust“ sei. Daß die Freude an der Känguruhschar nicht aufhört, ist heute schon gewiß. Zwei Junge sind unterwegs.

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