28. Januar 1965: Die Feinheiten am neuen Bad

28.1.2015, 07:00 Uhr
28. Januar 1965: Die Feinheiten am neuen Bad

© Gerardi

Die Bevölkerung des Südens wird somit alsbald einen Traum wahr werden sehen. Manche Schwimmsportler müssen es freilich erleben, daß ihnen der Wunsch auf einen 10-Meter-Turm auch in dieser neuen Halle versagt bleibt. Vor wenigen Tagen erst haben sie einen Vorstoß beim Oberbürgermeister mit dem Ziele unternommen, einen solch hohen Turm zu bekommen. Aber die Stadt blieb hart, denn sie konnte vorrechnen, daß es eine halbe Million Mark mehr kosten würde, wenn ein solcher Turm in das Bad eingebaut werden würde. Angesichts des schmalen Stadtsäckels und der vorbereiteten Pläne, die seit fast drei Jahren geschmiedet werden, mußte sie sich einem solchen Wunsche verschließen.

Ein 10-Meter-Sprungturm hätte alle Pläne für die Halle umgestoßen, die einen umbauten Raum von 58 470 Kubikmeter haben wird. Es wäre nötig gewesen, das Gebäude um 2,50 Meter höher und das Schwimmbecken um 70 Zentimeter tiefer zu machen. „Der ganze Spaß würde eine halbe Million mehr kosten,“ sagt Architekt Dr.-Ing. Friedrich Seegy, der die Pläne für das Schwimmbad geschaffen hat und es auch im Auftrag des Hochbauamtes bauen wird. Trotzdem könnte Nürnberg keine internationalen Wettkämpfe (abgesehen von Turmspringen) sehen, denn die Bahnen sind nur auf 25, nicht – wie vorgeschrieben – auf 50 Meter ausgelegt.

Bretter in verschiedenen Höhen

Der Leiter des Hochbauamtes, Baudirektor Otto Peter Görl, hatte schon einmal die Pläne auf Wunsch des Bayerischen Schwimmerverbandes ändern lassen. Ursprünglich war vorgesehen gewesen, je ein Ein- und Drei-Meter-Sprungbrett, sowie Plattformen in Höhe von einem, drei und fünf Metern bei einer Wassertiefe von 3,80 Meter einzubauen. Den Schwimmsportlern zuliebe entschloß man sich, statt der drei Meter hohen, eine sieben Meter hohe Plattform bei einer Wassertiefe von 4,10 Meter anzuschaffen.

Daneben wird es noch einen hydraulischen Sprungturm geben, der zwischen einem und drei Meter verstellt werden kann. „Damit ist es möglich, den Sportlern Zwischenhöhen für bestimmte Sprünge anzubieten“, meint Otto Peter Görl. Die Stadt hat sich auf den Standpunkt gestellt, daß das Bad vor allem der Bevölkerung zur Erholung dienen, der Sport jedoch seinen gerechten Anteil bekommen soll. Dieser Auffassung kommt Architekt Dr. Seegy, der Erbauer des Flughafens und der Stadtparkgaststätte, mit seinen Plänen entgegen. Er will statt der bisher vielfach üblichen „sanitären Behältnisse“ ein Freibad schaffen, das in den Innenraum gezaubert ist.

Ein stilisierter Wald

Daher verzichtet er beispielsweise auf starre rechteckige Formen bei den Schwimmbecken. Die Halle soll sich dem erholungssuchenden Schwimmer als ein bewegter Raum vorstellen. An der verglasten Haupthallenwand verteilt der Architekt deshalb willkürlich Rundsäulen, die einen stilisierten Wald darstellen mögen. Das Bad, auf das sich die Südstädter schon lange freuen und das die Stadt unter Opfern baut, wird so nette Zutaten wie eine Milchbar und einen Gymnastikraum erhalten. Daß die Schwimmsportler dennoch nicht zu kurz kommen, soll eine Zahl beweisen: allein die Wettkampf-Anzeigetafel kostet 60.000 Mark.

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