3. August 1965: Jung-Europa gibt sich Stelldichein

3.8.2015, 07:00 Uhr
3. August 1965: Jung-Europa gibt sich Stelldichein

© Gertrud Gerardi

Im Neubau der Frauenfachschule an der Pilotystraße sind sie alle miteinander untergebracht; von hier aus unternehmen sie ihre Erkundungsgänge in die Stadt und Fahrten in die schöne Landschaft ringsherum – nach Rothenburg, in die Fränkische Schweiz und als „Bonbon“ nach Kelheim, verbunden mit einer Schiffspartie auf der Donau zum Kloster Weltenburg; außerdem werden Firmen besichtigt, das Planetarium, der Tiergarten und der Kreuzigungshof des Heilig-Geist-Spitals zu einer Abendmusik besucht.

3. August 1965: Jung-Europa gibt sich Stelldichein

© Gertrud Gerardi

Es ist ein reichhaltiges Programm, das Leo Förtsch vom Schulverwaltungsamt für die Mädchen und Buben – die Schotten sind zum 12. Male mit einer Gruppe in Nürnberg – zusammengestellt hat.

„Very nice“ finden sie die Mühe, die man sich um sie macht, und die höflichen Gäste aus der Blumenstadt an der Riviera sagen zu allem, was ihnen geboten wird, „tres bien“. Am Montag, 9. August, werden sie verabschiedet; die Glasgower Ferienfreunde sind freilich bei der Feier dabei. Tags darauf reisen 24 Schüler aus Nürnberg für drei Wochen nach Nizza.

Herzlich begrüßt wurden jedoch gestern mittag erst einmal die 16- bis 19jährigen aus dem Land der Schottenröcke von Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter. Im großen Sitzungssaal des Rathauses stellte er ihnen Nürnberg als eine Stadt vor, die „mitten im pulsierenden Leben Europas“ steht und der Bürger zwar „traditionsgebunden, aber fortschrittlich“ sind.

Dr. Hildegard Dobmeier vom Schul- und Kulturreferat erwies sich als liebenswürdige Dolmetscherin, John McCue aus Glasgow bedankte sich im Namen der Gruppe für den Empfang. Mit Nürnberg-Büchern reichlich ausgestattet, zogen die jungen Freunde Frankens, denen das Stadtoberhaupt für die Dauer ihres Aufenthalts vor allem keinen „schottischen Regen“ gewünscht hatte, zum Hochhaus am Plärrer, wo echt fränkische Kost auf sie wartete: Ripple mit Kraut.

Über diesen „Schmerz“ kamen die Teenager aber hinweg im Hinblick auf den bevorstehenden Heimatabend: er bescherte nämlich, wie könnte es anders sein, die Beatles.

Das Geschepper, Geschiebe und Gehopse war nach ureigenem Geschmack. Köstliche Bowle, wie alle anderen leiblichen Genüsse von Wirtschaftsleiterin Helene Winterstein zubereitet, wirkte noch als Elixier.

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