30. Mai 1966: Kein Chaos auf den Autobahnen

30.5.2016, 07:00 Uhr
30. Mai 1966: Kein Chaos auf den Autobahnen

© Ulrich

Vielen auswärtigen Kraftfahrern wird die Stadt jedoch wegen "dem Gwerch" am Nürnberger Kreuz in unangenehmer Erinnerung bleiben. Die Landespolizei mußte am Samstagvormittag und am Montagabend die Urlauberkolonnen auf die Umleitungen durch das Stadtgebiet schicken.

Wie viele Menschen, die noch am Freitag am Arbeitsplatz den pessimistischen Vorhersagen der Meteorologen mißtraut hatten, mögen vom Wetter enttäuscht worden sein? Aus dem Traum, feriengestimmt im Bad zu liegen, im "Wirtsgärtla“ eine kühle Halbe zu genießen oder in die Umgebung hinaus zuwandern, ist nicht viel geworden. Am Samstag und am Sonntagvormittag regnete es in Stömen. Nur am Sonntagnachmittag und am Montag zeigte sich Petrus von einer freundlicheren Seite, wenn auch die Mittagstemperatur – gemessen am Montag von der Flugwetterwarte – nur auf 15,7 Grad kletterte.

30. Mai 1966: Kein Chaos auf den Autobahnen

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Kein Wunder also, daß an den beiden ersten Feiertagen den Besitzern der Ausflugsgaststätten, aber auch der Stadt Nürnberg das Geschäft verhagelt wurde. Denn weder der Tiergarten noch die Städtischen Bäder können überwältigende Besucherzahlen melden. "Heute 200 Besucher, an den Vortagen so gut wie niemand“, hieß es gestern im Naturgartenbad in Erlenstegen. Im Stadionbad war die Lage nicht anders. Wo sich sonst Nürnbergs Wasserratten in Scharen tummeln, wurden erst Montag 400 Gäste gezählt.

Selbst der Nürnberger Tiergarten, der oft zu Pfingsten von vielen einheimischen und auswärtigen Gästen angesteuert wird, berichtete von keineswegs astronomische hohen Besucherzahlen. Am Samstag ließ sich kaum jemand sehen, am Sonntagnachmittag spazierten etwa 9500 Menschen entlang den Tiergehegen. Dagegen schnellte am Montag die Besucherzahl sprunghaft in die Höhe. An der Pforte herrschte Gedränge, bis 19.500 Karten an den Mann gebracht waren.

Tollen Betrieb hingegen gab es am Samstagvormittag und am Montagabend auf den Autobahnen. Die Fahrzeuge aus Richtung Frankfurt mußten am Samstag bereits ab 6.30 Uhr bei Mögeldorf herausgewunken werden, weil sich wegen des Nadelöhrs am Nürnberger Kreuz lange Schlangen gestaut hatten. Fünfeinhalb Stunden lang rollten die Kolonnen durch das südöstliche Stadtgebiet, um bei Feucht wieder die Autobahn Berlin-München zu erreichen.

Während den Sonntag über insbesondere die Münchener Strecke kaum befahren war, konnte die Landpolizei am Montagabend genau verfolgen, wie sich die Lawine aus dem Süden heranwälzte. Nur am spätem Nachmittag trat einmal eine kürzere Stauung auf. Am Abend wurde "normaler Sonntagsverkehr" gemeldet.

Die Landpolizei registrierte, daß der Fahrzeugstrom nicht mehr den gleichen Umfang wie zu Ostern angenommen hatte, weil sicherlich viele Urlauber auf den heutigen Tag ausweichen, und lobte die Geduld und die Disziplin der Autofahrer.

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