30. März 1965: "Soziales" Ämtergebäude entsteht

30.3.2015, 07:00 Uhr
30. März 1965:

© Gerardi

In dem Neubau, der für 15 Millionen Mark auf dem früheren Kasernengelände zwischen Bärenschanz- und Reutersbrunnenstraße errichtet wird, sollen bis 1970 alle Behörden – einzige Ausnahme: das Sozialgericht – eine moderne Heimstatt finden, die in Nürnberg dem Staatsministerium für Arbeit und soziale Fürsorge unterstehen. Mit dieser Nachricht überraschte gestern Staatssekretär Dr. Fritz Pirkl am Beginn einer Besichtigungsfahrt zu den elf verschiedenartigen und vielgestaltigen Behörden und Einrichtungen seines Ministeriums in der Stadt.

Das „soziale“ Ämtergebäude wird das „größte Projekt des bayerischen Arbeitsministeriums nach dem Kriege“ darstellen. Es besteht nach den Plänen des Landbauamtes aus einem Flachbau für die Orthopädische Versorgungsstelle, in den die Schwerbeschädigten mit ihren Rollstühlen von der Straße aus hineinfahren können und einem siebenstöckigen Gebäude von 25 Meter Höhe, in dem die einzelnen Dienststellen jeweils auf einem Geschoß zusammengefaßt werden.

Der Bau wird etwa fünf Jahre dauern

Schon in den Haushalt 1966 wird die eine Rate für das Projekt aufgenommen, damit im nächsten Jahr der erste Spatenstich für den Bau getan werden kann, der etwa fünf Jahre dauern wird. „Mit diesem Ämtergebäude wollen wir auch das Stadtbild bereichern, das es an dieser Stelle nötig hat“, erklärte Staatssekretär Dr. Pirkl, der einzige Nürnberger im weißblauen Kabinett. Er will dennoch so behutsam zu Werke gehen, daß ein altes reichsstädtisches Zollhäuschen auf diesem Grundstück verschont bleibt und Hausmeistern samt Heizern Wohnraum bieten kann.

Pirkls Botschaft war vor allem den Leitern des Versorgungsamtes, der versorgungsärztlichen Untersuchungsstelle und der orthopädischen Versorgungsstelle, die - wie er selbst sagte – noch in umgebauten Pferdeställen hausen müssen, Musik in den Ohren. Sie konnten gleich an der ersten Station dieser Besichtigungsfahrt (eben an der Bärenschanzstraße) zeigen, wie eng es in ihren Räumen zugeht, obwohl sie einen starken Publikumsverkehr haben. Mit ihnen dürfen sich daher die vielen Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen freuen, daß bald auf diesem Grund und Boden ein Neubau entsteht.

Das Ministerium läßt alles in allem 600 Bedienstete in der Stadt für das Wohl und Wehe ihrer Mitmenschen arbeiten. Es hat zwar nur einen Haushalt 1965 von 143 Millionen Mark, aber es gibt, betreut und verwaltet 5,6 Milliarden, eine stattliche Zahl, gemessen am bayerischen Staatshaushalt von 7,5 Milliarden. In dieser beachtlichen Summe stecken Mittel für die Kranken-, Arbeitslosen-, Unfall- und Rentenversicherung, für Altershilfe, Kindergeld und Mutterschutz. Staatssekretär Dr. Fritz Pirkl hält somit einen schönen Batzen Geld in seiner Hand. Daß er es auch auszugeben bereit ist, will er den Nürnbergern mit dem versprochenen Neubau beweisen.

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