30. September 1966: Zentner für zehn Mark?

30.9.2016, 07:00 Uhr
30. September 1966: Zentner für zehn Mark?

© Ulrich

"Qualität, Sorte und Sortierung sind wichtiger denn je", betont der Direktor des Bayerischen Bauernverbandes, Heinrich Ermann, Nürnberg. Nach seiner Meinung werden die Preisschwankungen für die Einkellerungskartoffeln besonders groß sein. Schuld daran ist der verregnete Sommer.

Die Verbrauchergemeinschaft Nürnberg e. V. hat denn auch schon die Erfahrung gesammelt, daß zur Zeit viele minderwertige Kartoffeln frei Haus geliefert werden. "Es ist manchmal ein rechter Ausschuß, was die Bauern verschiedentlich als Winterkartoffeln anbieten", ereifert sich Albert Hoyer, der Erste Vorsitzende der Verbrauchergemeinschaft.

Zu hoch erscheint ihm auch der derzeitige Preis von zwölf bis 14 Mark. Er wird in seiner Auffassung von Heinrich Ermann bestärkt, der annimmt, daß für sortierte reine Qualitätskartoffeln frei Keller der Preis pro Zentner bei zehn Mark liegen wird. Behält er recht, dann kaufen die Hausfrauen heuer wesentlich billiger als in den Vorjahren ein, und dagegen hätten sie nichts einzuwenden.

Noch nicht festlegen will sich das Städtische Marktamt. "Durch anhaltende Nässe hat sich die Ernte verzögert", heißt es. Fest steht lediglich, daß in diesen Tagen das Kilogramm Winterkartoffeln im Durchschnitt zu 16 Pfennig gehandelt wird. Das sind acht Mark je Zentner. Den Verkauf bezeichnet das Marktamt bis jetzt als normal bis langsam.

Während diese Überlegungen angestellt werden, künden Kartoffelfeuer und der Duft von gebratenen "Potaken" auf den Feldern am Stadtrand, daß es endgültig Herbst geworden ist. Goldgelb, im Sonnenschein glänzend, heben sich die Erdäpfel vom Boden ab. Die Bauern sind größtenteils mit dem Ertrag zufrieden, besonders die, deren Äcker sandig sind. "Die Sonne hat in den letzten Tagen gute Arbeit geleistet. Nur wo das Wasser stehen blieb, sind die Kartoffeln verschiedentlich angefault", bekamen wir oft zu hören.

Die meisten Landwirte sortieren ihre Kartoffeln noch auf dem Feld. Die "Schusser" werden verfüttert, die großen für den Eigenbedarf verwendet oder verkauft. Für die Freunde von einem herzhaften und doch schmackhaften Essen wie Schweinebraten mit Kloß: es gibt genügend große Potaken zum Reiben.

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